Die 60-jährige Witwe des während eines Polizeieinsatzes in Bad Sauerbrunn (Bezirk Mattersburg) getöteten Mannes kann nicht begreifen, wieso der 55-Jährige erschossen wurde. Sie selbst sei in keiner Weise von ihrem Mann bedroht worden.
Gänzlich anders sehen dies die beiden Polizisten, denen von dem mit einer Machete bewaffneten Angreifer „blanker Hass“ entgegen schlug. Wie die ersten Ermittlungen ergaben, wurden im Zuge des Einsatzes neun Schüsse abgegeben, einige davon als Warnschüsse in den Boden. Der 55-jährige deutsche Staatsbürger wurde von drei Projektilen getroffen. Laut Obduktion trat der Tod infolge der Schussverletzungen ein, bestätigte die Staatsanwaltschaft Eisenstadt.
Wegen des tödlichen Waffengebrauchs wird – wie in solchen Fällen üblich – gegen einen 51-jährigen Beamten der Polizeiinspektion Neudörfl ermittelt. Die Erhebungen und ein Gutachten sollen klären, ob die Schussabgabe gerechtfertigt war.
Nervenprobe
Der Wiener Rechtsanwalt Nikolaus Rast geht davon aus. Er vertritt den Polizisten, der mit den Nerven seit dem Vorfall am Ende sei. Der Beamte ist zusammen mir einem Kollegen vergangenen Freitag nach Bad Sauerbrunn gerufen worden, um eine Bedrohungslage zu lösen. Nun sehe sich der erfahrene Polizist mit Ermittlungen wegen Mordverdachts konfrontiert.
Für Rast, der bereits einige Polizisten in ähnlichen Lagen vertreten hat, hat sich sein Mandant nichts vorzuwerfen.
Beamte mit Gurkenglas beworfen
Der Angreifer habe die Machete auf die Schulter seiner Frau gelegt, die Beamten beschimpft, mit einem Glas beworfen und sie schließlich mit der Machete und einer Heurigenbank attackiert. „Es war eine höchst dynamische und bedrohliche Lage. Der Angreifer und die Beamten waren permanent in Bewegung“, schildert Rast. Selbst der Inhalt aus zwei Pfeffersprays konnte den 55-Jährigen nicht stoppen und außer Gefecht setzen.
Die Polizei überprüft Hinweise, wonach der 55-Jährige zum Tatzeitpunkt durch Suchtmittel beeinträchtigt gewesen sein könnte. Im Haus wurden entsprechende Substanzen sichergestellt. Das aggressive Verhalten des Mannes lege nahe, dass womöglich eine „drogeninduzierte Psychose“ vorlag, heißt es bei der Polizei.
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung greift die Exekutive in Österreich immer seltener zur Dienstwaffe. Die Schusswaffeneinsätze sind in den vergangenen 20 Jahren von annähernd 200 pro Jahr auf etwa 60 bis 70 zurückgegangen. Zum überwiegenden Teil handelt es sich dabei um Schreckschüsse.
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