Jagd-Affäre: Staatsanwalt ermittelt wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch

Ein Jäger zielt mit einem Gewehr samt Zielfernrohr auf eine unscharfe Landschaft.
Nach einer Anzeige eines Jägers wegen angeblicher Untätigkeit der BH Güssing ermittelt nun die Staatsanwaltschaft – der Fall zieht immer weitere Kreise.

Von Gernot Heigl

Paukenschlag in der Causa um ein mögliches Behördenversagen der Bezirkshauptmannschaft (BH) Güssing. Wie der KURIER exklusiv berichtete, brachte der südburgenländische Jäger Thomas U. (57) als offiziell ernanntes Jagdschutzorgan bereits am 30. Jänner 2023 eine handschriftlich verfasste Anzeige bei der BH ein.

Darin aufgelistet ist mehrfaches Fehlverhalten eines Jagdleiters, der als ehemaliger SPÖ-Gemeinderat politisch gut vernetzt ist.

Thomas U.: „Es geht um den illegalen Abschuss eines Muttertieres, die verbotene Eigenbeschau, eine falsche Eintragung in die Abschussliste sowie das verbotene Jagen aus dem Auto. Ich habe Beweise und wollte diese bei meiner Befragung vorlegen. Doch in der BH Güssing hat das niemanden interessiert.“

Strafanzeige: Ermittlungen wurden aufgenommen

Der Waidmann weiter: „Bis heute. Und das, obwohl ich am 26. Februar 2024 sogar eine Sachverhaltsdarstellung über meinen Anwalt bei der BH habe einbringen lassen. In der irrtümlichen Annahme, dass man auf ein offizielles Schreiben eher reagieren wird.“

Ein Verwaltungsgebäude mit der Aufschrift „Bezirkshauptmannschaft“ steht neben einem kleinen Platz mit Bäumen und einer Litfaßsäule.

Verdacht auf Amtsmissbrauch: Ein Jäger wirft der BH Güssing Untätigkeit nach Vorwürfen gegen einen Jagdleiter vor.

Wegen der behördlichen Untätigkeit folgte Monate später eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Eisenstadt gegen „namentlich unbekannte Beamte der BH Güssing wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs“.

Jetzt bestätigte Staatsanwältin Petra Bauer dem KURIER: „Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt hat in dieser Causa Ermittlungen in Auftrag gegeben. Geführt werden die Erhebungen von Kriminalbeamten.“

Auf schriftliche Anfrage bezüglich „der langen Untätigkeit seitens der BH Güssing im Zusammenhang mit der Anzeige gegen den Jagdleiter“ teilte das Amt der Burgenländischen Landesregierung bereits am 1. Oktober mit: „Festgehalten wird, dass seitens der Behörde keine Untätigkeit vorlag.“

Unabhängig von den offiziellen Erhebungen verlangt Thomas U. nun von der BH Güssing mittels „Auskunftsbegehren gemäß Informationsfreiheitsgesetz (IFG)“ Klarheit darüber, „ob Entscheidungen bewusst verzögert oder zurückgehalten worden sind“. Die diesbezüglichen Anfragen wurden Ende September per Einschreiben aufgegeben und warten aktuell noch auf eine Beantwortung.

Aussage im Whatsapp-Chat für Kollegen „problematisch“

Aufgetaucht sind inzwischen Fotos von Whatsapp-Chats, in denen der kritisierte Jagdleiter unter anderem schreibt: „Nach erfolgreicher Autopirsch wurden in den frühen Morgenstunden (zwischen 01 und 05 Uhr) 3 Wildschweine erlegt. Ein Waidmannsheil den Pirschjägern und allen Schützen, die zum bisherigen Jagderfolg beigetragen haben. Wmh (Waidmannsheil, Anm.).“

Die zuständige Bezirksjägermeisterin konnte telefonisch nicht erreicht werden. Einer ihrer Kollegen, der namentlich nicht genannt werden möchte, meinte zur Formulierung „Autopirsch“: „Auch wenn man aus den Zeilen nicht automatisch den Schluss ziehen kann, dass aus einem Auto auf Wild geschossen worden ist – das ist ja laut § 95, Absatz 12 des burgenländischen Jagdgesetzes verboten –, so ist die Ausdrucksweise, und dann auch noch vom Jagdleiter, sicher problematisch.“

Brief an die Jagdgemeinschaft

Mehrfach kritisiert wird ebenso ein Schreiben vom 6. Jänner 2022 des Jagdleiters an die Kollegen:

„Alle Angaben in der Wilderfassungsliste, der Sammelliste Direktvermarktung, Angaben auf der Wildplakette und der ,Bescheinigung Wildkörper und Eingeweide‘ … sowie alle sonstigen personenbezogenen Daten unterliegen dem allgemeinen Datenschutz … Jegliches Kopieren/Fotografieren, sowie die Weitergabe an Dritte ist ausdrücklich untersagt. Bei Zuwiderhandlung erfolgt ausnahmslos eine zivilrechtliche Anzeige und der Ausschluss aus der Jagdgemeinschaft!“ 

Damit wolle man, meint Thomas U., „Jäger mundtot machen und verhindern, dass so manche Ungereimtheiten aufgedeckt werden können“. 

Mit mehreren Vorwürfen konfrontiert, gab der Jagdleiter bereits im Zuge der ersten Berichterstattung Anfang Oktober klar zu verstehen: „Ich sage nichts. Ich weiß, um wen es geht. Damit ist alles gesagt.“ 

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