Uhudler unter Druck: Rebzikade breitet sich im Südburgenland aus

Sie ist nur wenige Millimeter groß, fliegt unauffällig durch die Weingärten – und stellt dennoch eine ernsthafte Bedrohung für den burgenländischen Weinbau dar: Die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus) wurde aktuell in drei südburgenländischen Gemeinden entdeckt.
Im Gepäck hat sie den Erreger der Flavescence dorée, der „Goldgelben Vergilbung der Rebe“. Die Krankheit ist unheilbar, meldepflichtig und kann ganze Weingärten wirtschaftlich entwerten.
Derzeit sind im Burgenland drei Gemeinden betroffen: Eltendorf, Heiligenkreuz und Gaas. Auf den ersten Blick ist die Zikade harmlos – doch sie überträgt jene Phytoplasmen, die sich in den Siebröhren der Rebe einnisten und den Stock dauerhaft schädigen. „In weiterer Folge verlieren die Pflanzen ihre Produktivität und werden selbst zu Infektionsquellen“, sagte Daniel Pachinger von der Landwirtschaftskammer in einem Online-Bericht (Link) des ORF Burgenland.
Trotz des Befalls in drei Gemeinden sehen die zuständigen Stellen die diesjährige Uhudler- und Weinernte im Burgenland nicht unmittelbar in Gefahr.
Rodung und Sicherheitszonen als Antwort
Die Amerikanische Rebzikade wurde in Österreich erstmals 2004 entdeckt und breitet sich seither aus. 2023 wurde ihr Vorkommen an 113 Standorten überwacht – mit Schwerpunkten in der Südoststeiermark und im Burgenland. Anders als klassische Schädlinge wirkt sie nicht durch Fraß, sondern überträgt durch Saugen an infizierten Reben die Krankheit. Besonders gefährlich sind dabei die adulten, flugfähigen Tiere ab Mitte Juli.

Die Uhudlerernte des heurigen Jahres ist laut Experten nicht in Gefahr.
Wird in einem Weingarten ein Befall festgestellt, muss der betroffene Rebstock entfernt werden. Rund um diesen Punkt wird eine 500-Meter-Zone eingerichtet, innerhalb derer intensiv kontrolliert wird. Die Kontrolle erfolgt per Sichtprüfung: Bei jedem Monitoring werden 400 Blätter pro Anlage untersucht.
Uhudlertrauben unter Beobachtung
Am Hochkogel bei Eltendorf reifen derzeit die Uhudlertrauben. Auch hier ist die Rebzikade aktiv. Sie legt ihre Eier an die Rinde der Reben, die Larven schlüpfen im Mai, durchlaufen fünf Entwicklungsstadien und sind ab Juli übertragungsfähig. Besonders problematisch wird es, wenn alte, nicht gepflegte Weingärten in der Umgebung stehen. „Durch die steigenden Temperaturen und die zunehmende Zahl an ungepflegten Weingärten findet die Rebzikade ideale Bedingungen vor“, so Winzer Josef Pfeiffer im ORF.
Ein Blick in die Steiermark zeigt, wie ernst die Lage werden kann: Dort mussten in den vergangenen Jahren bereits ganze Weingärten gerodet werden. Das Monitoring in Ostösterreich wird daher fortgesetzt, die Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern intensiviert.
Bekämpfung setzt früh an
Die Rebzikade ist kein Quarantäneschädling – die von ihr übertragene Flavescence dorée hingegen sehr wohl: eine Unionsquarantänekrankheit nach EU-Verordnung 2016/2031. Der Schutz der Reben beginnt daher früh: Mit gezielten Pflanzenschutzmaßnahmen ab dem dritten Larvenstadium kann die Infektionskette unterbrochen werden.
Neben dem chemischen Pflanzenschutz setzen Expertinnen und Experten auch auf Vorbeugung: verdächtige Rebstöcke müssen untersucht, Infektionsquellen rasch entfernt werden. So kann eine weitere Ausbreitung der Krankheit eingedämmt werden.
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