Agrar-Influencer begeistert 60.000 Fans auf Social Media

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Markus Holzschuster war schon als Bub "höchst intensiv Traktor narrisch". Heute sind andere narrisch nach seinem Content.

Von Vanessa Halla 

Seine Pappalatur ist Gold wert. Die Kombination aus Schlagfertigkeit, Fachwissen, einer soliden Arbeitseinstellung und den Papa Willi dabei im Rückspiegel zu haben, machen Markus Holzschuster heute zu einem der bekanntesten Jungbauern der Nation. Der 23-Jährige ist Agrarfluencer. Klingt steil – ist es auch.

Knapp 60.000 Menschen aus Österreich und Nachbarländern wie Deutschland, Schweiz oder Italien folgen dem Burgenländer in den sozialen Medien Instagram, Facebook und TikTok. Meistens folgen sie ihm dabei, wenn er auf einem seiner heiß geliebten Traktoren sitzt. Denn darüber könnte Markus Holzschuster tagelang, ach was, bis in alle Ewigkeit sprechen: Traktoren.

Acht Jahre und 200 PS

„Ich war schon von klein auf höchst intensiv Traktor narrisch. Meine Mama hat mich als Kind oft aus der Fahrerkabine rausholen müssen, wenn ich mit dem Papa mitgefahren bin. Als ich acht war, durfte ich zum ersten Mal allein mit den 200 PS aufs Feld. Das sollte ich jetzt wahrscheinlich nicht in der Zeitung erzählen, aber da bin ich heute noch stolz drauf“, lacht er 15 Jahre später. Dass ihm Papa Willi damals einen Ziegelstein auf den Fahrersitz hat legen müssen, damit der Traktor überhaupt anspringt, ist auch eine Geschichte in der Geschichte. „Da braucht es ein Mindestgewicht, damit man den Traktor starten kann. Mit meinen damals acht Jahren hatte ich vermutlich 20 Kilo, als a nossa, wie man sagt.“

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Agrar-Influencer Markus Holzschuster.

Frei von der Leber weg sprechen ist die vielleicht stärkste Eigenschaft von Markus Holzschuster. Und mittlerweile auch eine gewinnbringende. Bis zu 20 Millionen Mal werden die Beiträge des Biobauern auf Instagram und Co aufgerufen – eine beachtliche Zahl. In Relation zu seinem Heimatdorf Unterkohlstätten mit knapp 200 Einwohnern fast schon astronomisch.

Wie alles begann

Begonnen hat die mittlerweile ertragreiche Erfolgsstory während der Pandemie. „Da hab’ ich bemerkt, dass online Beiträge über Traktoren besser gehen, als wenn ich Snowboarden bin. Bei meinem allerersten Video fährt der Traktor nur vorbei – nix aufregendes, aber es hatte schnell 2.000 Aufrufe“, erinnert sich der „Huizi“, wie er von Freunden genannt wird.

Heute hat der 23-jährige Biobauer aus dem Südburgenland Kooperationen mit Firmen im In- und Ausland, moderiert Events und spricht vor Tausenden Menschen auf Fachmessen über seine Leidenschaften wie Traktoren oder Saatgut. Aussagen wie „wennst wast, wie a Traktor funktioniert, kannst bessa damit foan“ hört man nicht nur vom Bauerninfluencer – Markus Holzschuster lebt auch, was er sagt.

Jüngster Bauer im Land

Mit nur 16 Jahren übernimmt er den Hof samt Biolandwirtschaft, damals als jüngster Bauer im Burgenland. „So einen Fall hatten sie auf der Landwirtschaftskammer bis dahin noch nicht. Der Papa ist in Pension gegangen und ich hatte drei Schulen abgebrochen, weil irgendwie nix so richtig zu mir gepasst hat. Heute bin ich genau dort, wo ich hingehöre.“

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

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Influencer Markus Holzschuster an seinem Arbeitsplatz.

Ein Konzept oder gar Content-Files für seine Postings und Storys hat Markus Holzschuster bis heute nicht. „Ich mache Infotainment, also erkläre meinen Followern Dinge aus meiner Welt als Bauer, mit einer ordentlichen Portion Schmäh.“ Wie funktioniert ein Traktor? Welches Saatgut eignet sich für welchen Boden? Warum ein Mähdrescher ein richtig „geiles Trum“ ist und was Bauern filmen, wenn sie im Urlaub sind? Markus Holzschusters Follower und Fans wissen es.

Wer hingegen lange nicht wusste, was der Bub jetzt schon wieder treibt, war Markus Vater, Willi Holzschuster. Dabei hat der 69-jährige Seniorchef durch Gastauftritte in den Videos seines Sohnes selbst schon so etwas wie Kultstatus erreicht. „Der Papa hat anfangs stets gesagt, ich soll nicht die ganze Zeit am Handy picken und lieber arbeiten. Er meinte, wen in der Welt würde es schon interessieren, mir beim Arbeiten zuzuschauen. Dass es da draußen noch Tausende andere Blechnarrische wie mich gibt, versteht er erst jetzt und das auch nur ein bissl“, lacht der Junior.

Markus Holzschuster will mit seinem zweiten Standbein als Agrarfluencer nicht nur zeigen, wie Biolandwirtschaft funktioniert, sondern auch, „dass nicht nur alte Hawis mit Bierbauch einen Traktor fahren. Ich liebe es, Bauer zu sein. Und wenn ich dabei noch a bissl Schmäh führen kann, umso besser. Mein Schmäh hat mich nämlich schon weit gebracht.“

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