Abschied einer Blasmusik-Legende: "Musik darf nicht wehtun"

Frühschoppen beim Nova Rock 2018: Wendelin (li.) im Duett mit Karl Kanitsch.
Zum Abschied lässt es Wendi noch einmal so richtig krachen. Mit einem voraussichtlich mehr als dreistündigen Gala-Konzert verabschiedet sich Werner Wendelin am 18. Oktober in den Ruhestand.
Die (noch) schlechte(re) Nachricht für alle Freunde der Blasmusik, die erst durch diesen Artikel von dem Konzert erfahren: Der Galaabend in der Vila Vita Pamhagen ist längst ausverkauft. Und im Gespräch mit dem KURIER bekräftigt Werner Wendelin, dass dies tatsächlich die allerletzte Gelegenheit sein wird, ihn mit seiner beliebten Kapelle live zu erleben.
Der bald 66-Jährige hat den Zeitpunkt seines Abschieds bewusst gewählt. „Mit 70 wäre ich zu alt. Wenn ich mit 66 aufhöre, habe ich noch etwas vom Herbstabschnitt meines Lebens“, erklärt der gebürtige Golser. Sein 50-jähriges Jubiläum als Kapellmeister der „Wendis“ – es wäre 2028 soweit gewesen – wollte er nicht mehr abwarten: „Ich mache mir nichts mehr aus Auszeichnungen und Jubiläen.“

Goldene Note, eine Skulptur von Bildhauer Daniel Bucur: Das Abschiedsgeschenk der Gemeinde Gols.
Stattdessen will der dreifache Vater und vierfache Großvater mehr gemeinsame Zeit mit seiner Familie nachholen.
Die ersten Takte
Zurück zum Anfang: Werner Wendelins musikalische Karriere begann im Alter von neun Jahren. „Damals hat mein Vater zu mir gesagt: Geh ins Wirtshaus zur Musik und such dir ein Instrument aus“, erinnert sich Wendelin. Die Wahl fiel auf die Klarinette: „Und dann habe ich wie ein Berserker geübt.“ Es dauerte nicht lang bis zu den ersten Auftritten am Golser Volksfest.Das nächste einschneidende Ereignis: Der erste Plattenspieler im Alter von 13 Jahren mit einer Schallplatte von Ernst Mosch. Den Leiter der „Original Egerländer Musikanten“ hat sich Wendelin zum Vorbild genommen, Ende der 1980er-Jahre sollte er ihn sogar persönlich treffen. Was der Golser vom deutschen Dirigenten lernte: „Man muss jedem Stück eine Seele geben, die Leute merken das.“

1989 traf Wendelin sein großes Vorbild Ernst Mosch.
Werner Wendelins musikalisches Talent bemerkte im Jahr 1977 auch Karl Gonter, der Gründer des Musikvereins Nickelsdorf. Gonter machte den Jungspund aus Gols zum damals jüngsten Kapellmeister weit und breit.
Mitte der 1980er-Jahre steuerte die Popularität der Blasmusikkapelle auf ihren Höhepunkt zu, ein Vertrag mit Koch Records wurde abgeschlossen. Der Name „Musikverein Nickelsdorf“ erschien der Plattenfirma jedoch wenig Erfolg versprechend, weshalb man sich in Anlehnung an den Spitznamen des Kapellmeisters für „Wendi’s Böhmische Blasmusik“ entschied.
Der große Erfolg
Mit traditionellen Polka- und Walzerstücken, aber auch mit Eigenkompositionen spielten sich die Nickelsdorfer Musikanten in die Herzen der Blasmusikfans. Mit dem Titel „Rosen so rot“ wurde 1987 sogar Platz 1 der deutschen volkstümlichen Hitparade erobert.

Ein Auftritt Anfang der 1980er-Jahre am Golser Volksfest.
Wendis musikalisches Gespür, gepaart mit dem geschäftlichen Talent von Cousin und „rechter Hand“ Norbert Wendelin, war das Erfolgsrezept. Es folgten internationale Auftritte bis nach Australien. Und natürlich ab 2005 der jährliche Frühschoppen vor Tausenden begeisterten Rockfans beim Nova Rock.
Das Finale – und dann?
Werner Wendelin ist überzeugt, dass es mit dem Musikverein Nickelsdorf auch nach seinem Abgang weitergehen wird – jedoch mit einem neuen Namen. Seinem Nachfolger, der wohl erst nächstes Jahr feststehen wird, gibt Wendi sein Credo mit auf den Weg: „Musik darf nicht wehtun.“
Der bittersüße Abschied am 18. Oktober hingegen schon.
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