In der Werkstatt einer Ledergalanteristin: Leder, Nadel und viel Geduld

Ledergalanteristin Manuela Sommer-Schuster in ihrer Werkstatt in Wörterberg.
Von Gernot Heigl
Ein aussterbendes Handwerk beherrscht und betreibt eine Südburgenländerin in ihrer kleinen Werkstatt in Wörterberg (Bezirk Güssing). Als Ledergalanteristin mit Meisterprüfung stellt sie individuell designte Handtaschen, Gürtel, Schmuck und weitere Accessoires her.
Nähmaschinen, Nadel und Zwirn gehören ebenso zum Werkzeug von Manuela Sommer-Schuster wie Ahle, Loch- und Dorneisen, spezielle Messer, Hammer sowie eine Spalt- und Schärfmaschine. Der häufigste Verschleißgegenstand der 52-jährigen Südburgenländerin überrascht jedoch einigermaßen: „Feuerzeuge. Davon brauche ich viele. Aber nicht, weil ich Zigaretten rauche, sondern weil ich damit die Fäden verschweiße.“
Uraltes Handwerk
Die verheiratete zweifache Mutter hat sich 2012 im Keller ihres Wohnhauses eine Werkstatt sowie einen kleinen Ausstellungsraum eingerichtet und arbeitet seither als Ledergalanteristin. „Ein uraltes Handwerk. Meine Lehre habe ich in der Modeschule Hetzendorf absolviert. Die Ausbildung dauerte drei Jahre. Nach bestandener Abschlussprüfung vor einer externen Kommission konnte ich meinen Beruf in einer Wiener Firma ausüben.“
Dort sammelte die Südburgenländerin ihre Praxisjahre, ehe sie 1997 die Meisterprüfung bestand. Ein Jahr später, in der Karenzzeit, kehrte sie nach Wörterberg zurück. In ihrer eigenen Produktionsstätte produzierte sie anfangs nebenbei Taschen im Auftrag einer Salzburger Firma. Weil aber im Laufe der Zeit immer mehr Kunden an ihren professionell gefertigten Werkstücken Interesse zeigten, machte sie sich 2017 selbstständig. Seither stellt sie in aufwendiger Handarbeit Kleinserien verschiedener Lederprodukte von maximal fünf Stück her oder aber gleich Einzelstücke.
Je feiner, desto besser
„Ich mache auch gerne Sonderanfertigungen. Wenn mir Kundinnen zum Beispiel ein Foto als Muster für ihre Wunschtasche bringen, dann bekommen sie die von mir. Je dünner und je feiner ich arbeiten kann, umso mehr Freude macht es mir. Das ist nämlich genau meins“, erzählt Manuela Sommer-Schuster und zeigt auf einige ausgestellte Exemplare.
Gürtel, Schmuck, Geldtaschen und andere Accessoires wie Handbänder oder Handytaschen in verschiedensten Farben und Mustern zieren ebenfalls das kleine Atelier. Seit sie in ihrer eigenen Werkstatt arbeitet, hat die Südburgenländerin mit über 30 Jahren Berufserfahrung insgesamt rund 500 hochwertige Produkte hergestellt. Für einen Handtaschen-Prototyp benötigt sie rund 25 Stunden, für die Fertigung dann nochmals gut zehn Stunden.
- Ledergalanterie: Kleine, verzierende oder auch praktische Lederartikel wie Geldbörsen, Handschuhe, Geldbeutel, Schmuckkästen oder Dosen aus feinerem Leder. Der Begriff stammt vom französischen Wort „Galanterie“, also „Liebenswürdigkeit“.
- 35 Stunden dauert es von der Idee zur fertigen Handtasche.
- Kontakt: Manuela Sommer-Schuster, Wörterberg, alle Infos unter ledergalanterie.at.
Ihre Kunden kommen aus allen Bundesländern, teilweise sogar aus Deutschland. Das benötigte, exklusive Qualitätsleder bezieht sie großteils aus Österreich. Auf Wunsch macht Manuela Sommer-Schuster in Wörterberg auch Workshops. „In der letzten Zeit waren schon einige Damen bei mir. Gemeinsam haben wir ein Produkt geplant und hergestellt. Da konnte ich zeigen, wie viele Handgriffe und technische Schritte zum Beispiel für die Fertigung einer Handtasche notwendig sind.“ Um mit einem Lächeln hinzuzufügen: „Vom Arbeitsaufwand waren alle meine Kundinnen überrascht.“
Auf ihrer Homepage ledergalanterie.at finden sich neben Kontaktdaten auch ein Onlineshop sowie Informationen zu möglichen Workshops und auch Schmuck-Partys.
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