Blaufränkisch an der Weltspitze: So schmecken 100 Punkte
Roland Velich
Erstmals 100 Punkte für einen österreichischen Rotwein – keine große Sache?
Roland Velich, Gründer des Weinguts Moric und Schöpfer des „Blaufränkisch Lutzmannsburg Alte Reben 2023“, sieht die Höchstnote des namhaften Weinkritikers James Suckling als „Bestätigung meiner Arbeit, der Rebsorte und der Herkunft“.
Eigentlich wäre dem Winzer aber eine andere Punktezahl lieber gewesen: „99,9 periodisch wäre die perfekte Bewertung gewesen. Ich bin ja prinzipiell der Meinung, dass es Perfektion nicht geben darf und wir als Menschen immer die Perspektive vor Augen haben sollten, wo wir hinwollen, und uns dem so weit wie möglich annähern.“
Laut dem amerikanischen Kritiker ist der Blaufränkisch aber genau das, wonach Velich nur streben will: perfekt.
Roland Velichs Wein-Philosophie: Eleganz statt Opulenz, Herkunft statt Technik.
In der 100-Punkte-Bewertung wird der Tropfen so beschrieben: „Aromen von Amarena-Kirsche, Holunderbeere, Veilchen und herzhaften Noten strömen aus dem Glas dieses überwältigenden Blaufränkisch, der einen zunächst umhüllt und dann ganz für sich einnimmt (…) Eine titanenhafte mineralische Kraft prägt das endlose Finale.“ Diese „titanenhafte mineralische Kraft“, von der Suckling schwärmt, bekommt der Edel-Blaufränkisch von den teils 100 Jahre alten Reben, die tief in das mittelburgenländische Terroir hineinragen.
Weingarten als Museum
Wenn Velich von seinem Arbeitsplatz in den Lutzmannsburger Weinbergen erzählt, kommt er ins Schwärmen: „Je tiefer der Rebstock im Terroir verwurzelt ist, desto mehr Charakter, Intensität und Leuchtkraft bekommt der Wein. Deshalb sind diese alten Rebstöcke so wichtig. Wir haben viele alte Weingärten, die wir in ihrem Naturzustand belassen. Das ist ein bisschen wie ein Museum. Wir hegen und pflegen alles händisch.“
Krise? Welche Krise?
Die spektakuläre Bewertung für den Moric-Blaufränkisch dürfte auch für die heimische Weinwirtschaft insgesamt einen willkommenen Lichtblick darstellen. Stichwort: Rotweinkrise. Diese ist laut Roland Velich zum Teil hausgemacht: „Es sind Weine produziert worden, die einfach schwierig zu trinken sind, zu holzig, zu opulent … das ist für mich ein bisschen eine Themenverfehlung gewesen. Was heute stark nachgefragt wird, ist Frische, Eleganz und Trinkbarkeit.“
Winzer Roland Velich
Allesamt Eigenschaften, die der gebürtige Apetloner dem Blaufränkisch zuschreibt. Seit 25 Jahren hat sich Velich ganz der typisch burgenländischen Sorte verschrieben, die warme Tage und kühle Nächte liebt und spät geerntet wird.
Die Weinlese 2025 im Weingut Moric wurde erst vergangene Woche abgeschlossen. Wird es wieder ein 100-Punkte-Jahrgang? Roland Velichs vielversprechende Prognose: „Das, was wir bekommen haben, ist teilweise richtig spektakulär. Außergewöhnlich reif und von außergewöhnlicher Aromenvielfalt. Das hat sich schon am Ende des Sommers abgezeichnet, dass es ein guter Jahrgang wird.“
Verkauf erst 2026
Auf den bisher besten Jahrgang – wenn es nach James Suckling geht – müssen sich die Weinfreunde übrigens noch gedulden. Der mit 100 Punkten ausgezeichnete Blaufränkisch geht erst nächstes Jahr in den Verkauf. Warum? „Weil es aus qualitativen Gründen Sinn macht“, beschwört Roland Velich die Geduld der Weinliebhaber. „Das werde ich auch nicht vorziehen, nur weil jetzt alle nach dem Wein fragen.“
- Gründungsjahr 2001: Vor bald 25 Jahren hat der aus Apetlon (Bezirk Neusiedl am See) stammende Roland Velich das Weingut Moric gegründet. Er hat sich auf die Sorte Blaufränkisch spezialisiert, die er hauptsächlich in Lutzmannsburg keltert. Seit 2024 bewirtschaftet der 1963 geborene Winzer auch ein Weingut in Tokaj (Ungarn).
- 100 Punkte: Die Maximalbewertung vergab James Suckling schon mehrfach an österreichische Weiß- und Süßweine, aber noch nie an einen Roten – bis jetzt.
- 24 Monate: Der Blaufränkisch „Alte Reben“ wird aus zum Teil über 100-jährigen Reben gepresst. Er wird 24 Monate in gebrauchten 500-Liter-Eichenfässern ausgebaut.
Rund 4.500 Flaschen vom 100-Punkte-Blaufränkisch, dazu 300 in Magnum-Ausführung, soll es geben – sie werden wohl rasch ausverkauft sein.
Tipp zum Abgang: Wer den kostbaren Tropfen kommendes Jahr ergattert, sollte sich folgende Zeile aus der Kritik von James Suckling zu Herzen nehmen – auch wenn es schwerfällt: „Schon jetzt trinkbar, doch am besten ab 2027.“
Kommentare