Alkoholverbot: „Problem“ verteilt sich über die Stadt
Schau, die Stasi kommt“, raunt ein Bursche, der am Klagenfurter Busbahnhof Heiligengeistplatz vor einer Kirche auf dem gepflasterten Boden hockt, seinem Kumpel zu. Zwei Männer vom Ordnungsamt erscheinen und halten bei den beiden nach Alkoholika Ausschau. Da keinerlei Getränke sichtbar sind, ziehen sie wieder ab.
Seit 1. April existiert am Heiligengeistplatz sowie am nahen Lendhafen ein vorläufiges Alkoholverbot. Die Stadt will sechs Monate lang testen, ob eine diesbezügliche Verordnung für weitere Stadtteile Sinn machen würde. Sechs Ordnungshüter waren Dienstagmittag beim KURIER-Lokalaugenschein am Heiligengeistplatz unterwegs. Obwohl die Testphase bereits seit Sonntag läuft, galt der erste Werktag auch als erste Bewährungsprobe, da viele Trinker ihre Getränke hauptsächlich beim nahen Supermarkt beziehen und so primär unter der Woche mit Pöbeleien und dem Lärmen aufgefallen sein sollen.
„Ermahnungen wurden ausgesprochen, keine Strafen“, fasst Wilfried Kammerer, der Leiter des Ordnungsamtes, die ersten Verbots-Tage zusammen. Der theoretische Strafrahmen bewege sich zwischen 24 und 218 Euro im Fall einer Anzeige. „Geldbußen riskieren die Betroffenen nicht, weil sie sie in Form von Ersatzfreiheitsstrafen absitzen müssten.“
„Bewährt“
„Am Heiligengeistplatz ist deutlich mehr Ruhe eingekehrt, die Maßnahme hat sich bewährt“, sagt Anrainerin Ilse Fink. „Aber man sollte das Verbot auf die ganze Stadt ausdehnen, denn das Problem verschwindet vielleicht von einem Platz, aber nicht aus Klagenfurt“, gibt Albert Haiszahn zu bedenken.
Tatsächlich hat sich die Gruppe in Grüppchen unterteilt und war am Dienstag vor der Landesregierung, am Heuplatz oder am Neuen Platz anzutreffen. Kammerer: „Die Bürger stört weniger der Alkoholkonsum im öffentlichen Raum, sondern eher die damit einhergehenden Belästigungen und Eskapaden, die die große Gruppe angerichtet tat.“
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