Zombie Boy: Gefreakt für immer
Fünf Euro. So viel kostet ein Bild mit "Zombie Boy" bei der Wildstyle & Tattoomesse. Der Kanadier ist der Stargast dieser schrägen Mischung aus Tätowierern, Striptease-Tänzern und Performance-Künstlern, die dieser Tage durch Österreich zieht.
Zombie Boy und die Freakshow
KURIER: Was war zuerst? Der Name oder deine Tattoos?
Zombie Boy: Zombie - so nannten mich meine Freunde schon bevor ich die Tattoos bekam. Ein Reporter nannte mich dann Zombie Boy.
Und wieso haben dich deine Freunde ausgerechnet Zombie genannt?
Ich war ein Punk - da haben nun mal alle Spitznamen. Und Zombie war eben meiner.
Hat jemand, der am ganzen Körper tätowiert ist, eigentlich auch ein Lieblingstattoo?
Genest steht auf und zeigt seinen blanken Hintern, wo ein kleines rotes Feuerwehrauto über der linken Arschbacke prangt: "Das ist mein Lieblingstattoo".
Und welches tat am meisten weh?
Kopf, Schultern, Knie und Zehen, Augen, Ohren, Mund und Nase.
Aha. Und was war wirklich das schmerzhafteste?
Nein, schreib das so. Das ist ein lustiger Witz.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen dem privaten Zombie Boy, also Rick Genest, und dem, der auf der Bühne steht?
Es gibt keinen Rick Genest mehr. Es gibt nur Zombie Boy.
Bist du ein Performance-Künstler?
Ja, und deswegen will ich auch nicht mehr Rick Genest genannt werden. Madonna, Jay-Z, Sting oder egal wer – das sind doch auch allesamt Leute, die ihre eigenen Künstlernamen haben.
Stimmt. Aber Madonna und Jay-Z können sich zumindest theoretisch verkleiden, wenn sie nicht erkannt werden wollen. Das kannst du nicht. Ist das ein Problem für dich, dass du dein "Kostüm" als Perfomance-Künstler nicht loswerden kannst?
… (überlegt)… Ich weiß nicht. … Ja, das stimmt. … Also ich bin ja immer von den gleichen Menschen umgeben, habe also kein Problem damit.
Ja, aber wenn du zum Beispiel auf der Straße unterwegs bist.
Das passiert eigentlich nie. Ich wohne seit Ewigkeiten in der gleichen Gegend in Montreal – und alle dort kennen mich.
Aber wie ist das, wenn du in Österreich unterwegs bist?
Na, da erwischt mich sowieso keiner. Da bin ich immer auf meinem BMX unterwegs – und da fahre ich den Fußgängern sowieso einfach davon.
Du bist in Montreal zum Teil auch auf der Straße aufgewachsen. Hast als Punk gelebt, sprichst in Interviews von dir selbst als Anarchist. Sind deine Tattoos für dich auch ein Weg deine politische Einstellung zum Ausdruck zu bringen?
Hm… Die Bedeutung meiner Tattoos ist folgende: Sie zeigen, dass ich tot bin, und gleichzeitig auch lebendig. Nachdem ich tot war (Anm. Bei Zombie Boy wurde im Alter von 15 Jahren ein Tumor im Kopf diagnostiziert), kam ich dadurch wieder zu Leben. Es geht darum gegen die Gesetze der Natur zu kämpfen. Das Konzept Zombie ist per se ein anarchistischer Standpunkt. Es gibt keine Regeln, nicht einmal die der Natur.
Deine Tattoos sind also nicht als ein Statement zu sehen? Im Sinne von "Ich lebe außerhalb dieser bürgerlichen Gesellschaft."
Doch. Absolut. Ich lebe ja außerhalb dieser Gesellschaft. Ich habe lange Zeit auf der Straße gelebt, als Punk. Das ist auch ein Zeichen dafür.
Wann hast du für dich beschlossen deinen ganzen Körper zu tätowieren.
Als ich 21 wurde, kam ich an einen Punkt in meinem Leben: Ich musste anfangen, reifere und erwachsenere Entscheidungen zu treffen. Also tätowierte ich mir einen Totenschädel in mein Gesicht.
Kannst du dir in Zukunft eigentlich ein bürgerliches Leben – mit Haus, Kind, Frau und Hund – vorstellen?
Also, meine Freundin hat einen Hund.
Und in 20 Jahren?
Wird der Hund wahrscheinlich tot sein.
09. und 10. November in Linz, Tabakfabrik
16. und 17. November in St.Pölten, VAZ
Wildstyle Club:
08. November in Innsbruck, Hafen
09. November in Linz, Tabakfabrik
15. November in Bad Ischl, Lehar Theater
16. November in St.Pölten, Warehouse
Weitere Infos unter:
www.wildstyle.at
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