Snow Patrol: Hymne auf Wiener Mehlspeisen

Snow Patrol: Hymne auf Wiener Mehlspeisen
Kritik – Die schottisch-irische Band Snow Patrol war in der seit Wochen ausverkauften Arena überraschend variantenreich.

Er habe mit dem jüngsten Album "Fallen Empires" den "inneren Tänzer aktiviert", sagte Snow-Patrol-Sänger Gary Lightbody Ende 2011. Es schien übertrieben:  Die Stärke der schottisch-irischen Band sind hymnische Melodien und von Gitarren getragene Power-Balladen. Auf "Fallen Empires" waren die  emotionaler und elektronischer, aber nicht tanzbarer oder  innovativer  in der Ausführung, die – und das ist die Schwäche von Snow Patrol – zu wenig eigenen, unverkennbaren Charakter hat.

Groove

Umso überraschender war das seit Wochen ausverkaufte Konzert Dienstagabend in der Wiener Arena: In den Live-Versionen bieten die Songs von "Fallen Empires" doch den bisher vermissten Variantenreichtum, bringen Groove und Leichtigkeit in die gewohnte Midtempo-Schwermut. So dass Lightbody sich  zu ein paar Tanzeinlagen hinreißen lässt. Linkisch wirkt er dabei, als würden ihm die schlaksigen Extremitäten nicht nach Wunsch gehorchen. Das Publikum goutiert den Versuch trotzdem mit Gejohle, ist ohnehin von Beginn an in Feierlaune: Bei "Run", das Leona Lewis zum Super-Hit gemacht hat, bei "Chasing Cars" und "Shut Your Eyes" werden Lightbody und seine Band von einem 3000-stimmigen Chor begleitet.

Zwischendurch entpuppt sich Lightbody auch als humorvoller Frontmann. Minutenlang scherzt er mit einem  Betrunkenen, der denkt, an einer ganz leisen Stelle ganz laut werden zu müssen, und widmet "New York" den Wiener Mehlspeisen: "Ich bin gestern durch eure Stadt gegangen", sagt er. "Ihr habt so wunderschöne Häuser. Aber am fantastischsten sind die Kuchen – die besten der Welt. Ich habe einen ganzen alleine aufgegessen." Einer von vielen überraschend sympathischen Momenten eines überraschend kurzweiligen, unterhaltsamen Abends.

KURIER-Wertung: **** von *****

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