Post von John Lennon

Post von John Lennon
Sogar die Wäscherei bekam von ihm eine schriftliche Nachricht: Wieso sein weißes Hemd plötzlich gelb sei?

Es hat schon etwas für sich, wenn man bei dieser Gelegenheit die Frage stellt: Ist das nicht ein bissl zu viel? Es gibt durchaus ein Leben ohne zu wissen, dass John Lennon 1969 notiert hat, er müsse Abführmittel einkaufen gehen; plus zwei Badehosen. Wahrscheinlich kann jemand sogar zufrieden alt werden, obwohl die Beatles nicht an seinem Weg standen und "Ob-la-di, Ob-la-da" gesungen haben.

Das eben erschienene Buch "The John Lennon Letters – Erinnerungen in Briefen" reizt dennoch. Weil Lennon interessant ist. Weil er das auch ohne "Strawberry Fields" und "Imagine" gewesen wäre.

Seine Postkarten, Briefe, Papierln die der britische Journalist Hunter Davies von Sammlern in aller Welt zusammengetragen hat, hängen nicht irgendwie in der Luft. Sondern sind auf 400 Seiten Begleiter der Biografie, die Davies schon einmal ausführlicher geschrieben hat. Die einzige autorisierte übrigens.

Jetzt beginnt die Lebensgeschichte mit dem Dankesbrief an eine Verwandte 1951, da war John Lennon elf. Bücher, Pulli und ein Handtuch hat er geschenkt bekommen: "Ich glaube, es ist das beste Handtuch, das ich je gesehen habe."

Haufen Blödsinn

Beim Schreiben stand gewiss Tante Mimi hinter dem Buben, die Schwester seiner Mutter, bei der er in Liverpool aufwuchs. Und die ihm später nur erlaubte, draußen auf der Terrasse Gitarre zu spielen.

John wäre ohnehin lieber Journalist geworden. "Das Problem mit dem Journalismus ist, dass deine eigenen Sachen inmitten eines Haufen von anderem Blödsinn erscheinen." Tante Mimi war übrigens bis zuletzt davon überzeugt, ihr John habe bloß Glück gehabt. Denn eigentlich sei er nur ein seltsamer Vogel gewesen.

Der Sound seiner Briefe – die alle abgedruckt sind und zusätzlich von Helmut Dierlamm und Werner Roller übersetzt wurden – wandert weiter zur Freundschaft mit Paul McCartney, der "Hey Jude" für Lennons Sohn Julian komponierte. Jude ist Julian. Ein Lied als Trost, weil der Vater (an Yoko Ono) verloren ging.

Auch der Streit der beiden Alphamännchen spiegelt sich in der Post wider, die Trennung 1970 sowieso ("Halt die Klappe, McCartney") ... und die Eicheln sind wieder da, die John und Yoko an Staatsoberhäupter verschickten – mit der Aufforderung, Friedensbäume zu pflanzen. Das Eichelpäckchen für den Präsidenten von Malawi landete 1991 bei Sotheby’s.

Keine Rosinen

Das Ende ist bedrückend, auch im Wälzer des 76-jährigen Hunter Davies. John Lennon zieht sich zurück, die Pensionistenjahre eines bald 40-Jährigen. Und nun sind es vor allem Einkaufslisten, die die Zeit überdauert haben: Das Buch "Die sexuellen Fantasien der Männer" will Lennon – aber "keine Rosinen mehr".

Bei seiner Wäscherei beschwerte er sich schriftlich (und in Großbuchstaben): "WELCHE ENTSCHULDIGUNG HABEN SIE DAFÜR, DASS SIE MEIN BRANDNEUES WEISSES HEMD GELB GEMACHT HABEN?"

Vom 8. Dezember 1980 ist sein wahrscheinlich letztes Autogramm verewigt, für Ribeah, die Telefonistin der New Yorker Record Plant Studios. Gegen 23 Uhr wurde John Lennon von Mark David Chapman auf der Straße erschossen.

Chapman, dessen Bewunderung für die Beatles in Hass umgeschlagen hatte, sitzt nach wie vor im Gefängnis. John Lennon war ein eifriger Brief- und Postkartenschreiber. Hunter Davies reiste um die Welt, um sie veröffentlichen zu können. Briefe, gerichtet an Yoko Ono, gibt es nicht. John Lennon war immer mit ihr zusammen. Und war er es nicht, dann rief er sie an. Bis zu 20-mal am Tag.

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