Kasabian: Absinth und Schlafentzug

Kasabian: Absinth und Schlafentzug
Auf ihrem vierten Album "Velociraptor!" widmen sich Kasabian einmal mehr dem Thema erweitertes Bewusstsein.

Kaum größer als ein Schäferhund war der Velociraptor. Trotzdem haben Kasabian den Dinosaurier, der vor rund 80 Millionen Jahren in der Mongolei lebte, zum Titelhelden ihres neuen Albums ernannt.

"Velociraptoren waren zwar sehr klein", erzählt Bassist Chris Edwards im KURIER-Interview. "Aber sie haben in Vierer-Gruppen gejagt, hatten eine Gang-Mentalität, und konnten so - als einzige Dinosaurier-Art - sogar den Tyrannosaurus Rex besiegen. Das ist eine schöne Analogie zu uns: Als vier beste Freunde können wir besser als alle anderen Bands sein."
Auf ihrem vierten Album versuchen Kasabian das mit viel Melodie, versponnenen Arrangements und Texten über ihr erklärtes Lieblingsthema, "erweiterte Bewusstseins-Zustände". Schließlich ist "Velociraptor!" in so einem entstanden.

Besessen

Verantwortlich dafür ist Songwriter Serge Pizzorno. In rebellischen Momenten sagt er, dass er während der Aufnahmen besessen war: "Kaum habe ich die Augen zugemacht, hat sich eine Art Poltergeist meines Körpers bemächtigt. Und kaum war ich wieder munter, hatte ich all diese fantastischen Songs im Hirn."

In weniger abenteuerlustigen Momenten schiebt er die rauschartigen Zustände auf den Schlafentzug als frischgebackener Papa: "Das löst immer eine Bewusstseinserweiterung aus."
Edwards weiß noch eine andere Erklärung: "Serge hat sehr viele irre Bücher gelesen, Gedichte und Schriften von psychisch gestörten Menschen. Es müssen also nicht immer Drogen sein, die so etwas auslösen."

Müssen nicht. Waren es aber mitunter auch - obwohl die bekennende Partyband zwischendurch ein gesünderes Leben angedacht hatte. "Das erste Album entstand auf Gras, das zweite auf Wein und das dritte auf Tee und Keksen", hatte Sänger Tom Meighan vor drei Jahren festgestellt. Tee und Kekse waren dabei die Nachwehen eines Zusammenbruchs, den Serge erlitt, weil er das Feiern übertrieben hatte.

Doch der Alkohol hat sich schon "ein halbes Jahr danach zurück ins Bandleben geschlichen". Weshalb das Quartett jetzt in "La Fee Verte" noch einen Auslöser für die Bewusstseinszustände während der Aufnahmen zu "Velociraptor!" benennt: Absinth.
"Das ist ein fixer Bestandteil unserer Backstage-Verpflegung", gibt Edwards zu. "Aber in dem Song geht es um die Sixties und die Qualität ihrer Musik: Damals versetzte man Absinth dem Halluzinogen Wormwood. Deshalb entstanden all diese visionären Songs. Es war eine verrückte, gefährliche Zeit - aber unglaublich kreativ."

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