Hymne gegen den Pessimismus
Fünf, sechs Mal schon hatte es Nate Ruess prophezeit bekommen: "Dieser Song ist ein sicherer Hit." Aber nie in der mehr als zehnjährigen Karriere des Sängers von FUN. hatte es sich bewahrheitet – bis Ende Februar sein "We Are Young" in einer Auto-Werbung in der Pause der Übertragung der Superbowl vor 113 Millionen TV-Zuschauern lief. Sofort schoss die Hymne, in der Trommeln und Piano im Gleichschritt stampfen und der Chorgesang im Refrain an Queen erinnert, auf Platz eins der US-Charts. "Von all meinen Songs, die als sicherer Erfolg bezeichnet worden waren, war es der unwahrscheinlichste Hit", erzählt Ruess im KURIER-Interview. "Er wechselt das Tempo, hat ein Zwischenspiel und einen anderen Sound als in den Charts üblich.
Verzweiflung
Auch in der ersten Woche auf Platz eins war ich noch zynisch gegenüber unserem Erfolg und dachte, nächste Woche ist es wieder vorbei. Aber es wurden acht Wochen daraus." Warum gerade dieser Song so einschlug, darüber rätseln Nate, Pianist Andrew Dost und Gitarrist Jack Antonoff seit Wochen. Ruess vermutet, dass der Text einen Nerv triff: "Es geht darum, dass man Probleme mit Freunden hat, dass man aber trotzdem mit ihnen feiern und für Stunden alles vergessen will. Dass sie trotzdem diejenigen sind, die einen heimbringen, wenn man angesoffen umfällt."
Wie alle seine Songs, sagt der 30-Jährige, der 2001 The Format und 2008 FUN. gegründet hat, ist auch "We Are Young" weitgehend autobiografisch. Nur, dass sich seine Freunde im Bad zudröhnen, ist erfunden: "Keiner von uns hat je Drogen genommen. Ich wollte damit nur das Gefühl der Verzweiflung ausdrücken. Wenn ich geschrieben hätte, dass ich mit meinen Freunden beim Dinner sitze, wäre das für die Zuhörer nicht greifbar geworden."
Der Wille, den trüben Gedanken zu trotzen, ist aber nicht nur in "We Are Young" das zentrale Thema. Er zieht sich wie ein roter Faden durch das am 25. Mai erscheinende zweite FUN.-Album "Some Nights". Im Sound führt das die Stärken des Hits fort, mischt sanfte Hip-Hop-Einflüsse zu den Chören, ohne je den Anspruch "Pop mit Hirn" zu verlieren. "Ich bin ein introvertierter Mensch und frage mich oft, wozu das Leben gut ist. Daher kommen all die Songs darüber, in verschiedenen Situationen die Kraft zu finden, weiterzumachen, auch wenn man keine Antworten und Lösungen hat. Vielleicht ist ja das der Grund für unseren Erfolg. Denn in so unsicheren Zeiten kennt jeder den Konflikt zwischen Optimismus und Pessimismus."
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