Donaufestival: Glückssuche in den Randzonen des Pop

Donaufestival: Glückssuche in den Randzonen des Pop
Zum Start des Donaufestivals kuratierten die wunderbaren CocoRosie ein oft langatmiges Musik-Programm.

Mancher hat sich schon die Frage gestellt: Ist es im Paradies manchmal eintönig, vielleicht sogar etwas langweilig? Wie lebt es sich dort, so ganz ohne die Bitterstoffe des Lebens? Und worüber schreibt man dann Lieder?

Der Auftakttag zum Donaufestival war zumindest in Bezug auf die letztere, musikalische Frage nicht gerade vielversprechend. Um die "Vertreibung ins Paradies" geht es in Krems heuer. Gefunden wurde dort zu Beginn jedoch vor allem eine hohe Dosis an musikalischem Stillstand. Dabei sah alles nach einer vielversprechenden Reise in die leisen und lauten Zwischenbereiche der Popkultur aus. Trotz fehlplatzierter Hochsommertemperaturen und lauter Musik ist das Donau- keines jener Sommerfestivals, die letztlich zur Erleichterung von der Mühsal des Denkens durch Bierkonsum dienen. Nach Krems kommen vielmehr von allerlei Gedanken beschwerte Köpfe, um in der gemeinsamen kulturellen Nische zusammen noch etwas Tiefgang zu tanken.

Wer wäre besser dafür geeignet als das wundervoll ungewöhnliche Schwesternpaar CocoRosie, bekannt für seine verschrobenen, eigenbrötlerisch-zerbrechlichen Konzerte. Zum Auftaktwochenende durften die beiden gleich vier neue Produktionen zeigen. Und darüber hinaus befreundete Musiker in ungewöhnlichen Paarungen auf die Bühne holen.

 

Ikone

Donaufestival: Glückssuche in den Randzonen des Pop

Darunter wahre Stars: So traf etwa Performance-Ikone Laurie Anderson zum Improvisieren auf das Elektro-Duo Light Asylum. Klingt spannend, war aber durchwachsen: Die verfremdete Geige Andersons mischte sich nur unwillig mit den künstlichen Sounds des Duos, mit dem Ergebnis einer recht beliebigen Mischung von rhythmusfreiem Progrock bis zum Düsterpop.

Kurz zuvor hatten einander die Szenengrößen Rhys Chatham (an der Trompete und Gitarre) und Valgeir Sigurdsson (am Laptop) beim Improvisieren großteils zugeschaut; gemeinsamen Mehrwert hat man keinen gefunden. Ebensolche zarte Fadesse erzeugten CocoRosie bei der improvisierten Live-Vertonung von Kurzfilmen, die das Donaufestival-Publikum eingesandt hatte.

Einzig in den Randzonen des Abends gab es Highlights: Als Königin aus dem Plastikland, mit blauer Perücke und knisterndem Foliengewand ließ Sierra Casady am späten Nachmittag zarte Operngesangslinien durch den Klangraum Minoritenkirche fließen; "Soul Life" war ein poetisch-verträumtes Stück sympathischer Gefühlslastigkeit. Und Richtung Mitternacht wurde es dann so außergewöhnlich, wie man es auch sonst erwartet hätte: Der queere Rap-Künstler Sissy Nobby brachte den scheuen Giganten mit der sanften Stimme Antony Hegarty zum herzhaften Discotanzen, stilgerecht beendet mit der Außenseiterhymne "I will Survive". Toll.

Donaufestival: Das weitere Programm

Montag Bis zum 5. Mai läuft noch das Donaufestival in Krems. Am Montag, sind u. a. die beiden anderen CocoRosie-Produktionen zu erleben: "Nightshift" und "Die Achte Nacht" sind erstmals in Österreich zu sehen. Weiter geht es dann am Donnerstag.

Finale Chris Cunningham ist Produzent und einer der gefeiertsten Musikvideo-Künstler. In Krems bringt er am zweiten Festival-Wochenende ein audiovisuelles Gesamtspektakel auf die Bühne.

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