Björk: "Betrachte es als Karfiol!"
Betrachte es als Karfiol!" So erklärte Björk einem Journalisten des britischen Mojo Magazins ihr Projekt "Biophilia", was der als "nicht wirklich hilfreich" einstufte. Es ist aber auch schwer, das achte Album der bekanntesten Musikerin Islands zu beschreiben. "Biophilia" muss man erleben. Denn es ist die erste App-Suite der Welt: Zehn iPad-Apps begleitet von zehn Songs. Die Apps funktionieren dabei als Kreativ-Spiele. So kann man mit der "Dark Matter"-App mit musikalischen Skalen experimentieren, mit der zu "Crystalline" auf die Suche nach dem Refrain gehen und dabei den Song neu gestalten.
"Biophilia" ist seit Freitag aber auch als normale Sound-CD im Handel. Als Album mit wunderschönen Songs, in denen Björk so simpel und natürlich klingt, wie schon lange nicht mehr - obwohl ihre Entstehungsgeschichte verkopft und technisiert war. Einerseits hat Björk dafür neue Natur-Instrumente erfunden.
Neue Instrumente
Da kommt eine "Schwerkraftharfe" zum Einsatz, bei der von der Erdrotation bewegte Pendel Harfen-Saiten anschlagen. Oder ein "Sharpsichord" gebaut aus Tontrichtern und Teilen des Spinetts.
Außerdem ließ sich Björk Anwendungen fürs iPad erstellen, mit der sie Natur-Algorithmen in Tonmuster umsetzen konnte. So basiert der Song "Thunderbolt" auf Akkord-Zerlegungen, die "von der Zeit zwischen Blitz und Donner inspiriert wurden".
Aber nicht nur Björk zeigt immer wieder, wie innovativ die isländische Pop-Szene ist. Sigur Rós wurden mit ihren verträumten Klanglandschaften und den häufigen Lautmalereien in den Texten berühmt, die sie "Vonlenska" nennen. Frontmann Jónsi veröffentlichte 2010 das Solo-Album
"Go", bei dem er Fabelwesen und Waldtieren Tribut zollte, meldet sich aber Anfang November mit der Band zurück: Da erscheint "Inni" das erste Live-Album von Sigur Rós. 2012 sollen ein Studioalbum und eine Tour folgen.
Sin Fang, alias Seabear-Mastermind Sindri Sigfússon, stellte gerade beim "Waves"-Festival sein lyrisches, mit einer packenden Symbiose aus Instrumenten und Computer-Sounds arrangiertes Solo-Album "Summer Echoes" vor.
Helgi Jonsson, der in Graz Jazz-Posaune studierte und dann mit Sigur Rós arbeitete, bringt auf seiner neuen CD "Big Spring" sanfte, gelegentlich klassisch angehauchte Pop-Songs und geht damit auf Österreich-Tour:
21.10. Lustenau/Carinisaal, 22. 10. Graz/PPC, 23. 10. Wien/WUK.
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