Ausgerappt - Das Ende eines Hypes?

Von Rapgöttern zu Schweinen - das Jugendmagazin Bravo HipHop gab allen einen Platz am Cover.
Sido geht nach Österreich, Bushido wird sesshaft und die HipHop-Bravo wird eingestellt. Keiner hat mehr Bock auf die Wannabe-Gangster.
Ausgerappt - Das Ende eines Hypes?

Sieben Jahre gab es die HipHop-Bravo. Nun ist die (vorerst) letzte Ausgabe erschienen - mit dem Berliner Rapper Kay One auf dem Cover. Als einen der Hauptgründe nennt der Verlag Bauer Media Group das "wandelnde Mediennutzungsverhalten der jungen Zielgruppe". Aber die Gründe gehen tiefer. Hat der aggressive Mainstream-Rap seine Daseinsberechtigung verloren?

HipHop in Deutschland gibt es bereits seit 1987, das Jahr an dem sich die Heidelberger Rapper Torch, Toni L, Linguist, Gee-One, DJ Mike MD zur Crew Advanced Chemistry formierten ("Fremd im eigenen Land"). Zu Beginn des Jahrtausends dominierte der deutsche HipHop dann die (subkulturelle) Medienlandschaft. Friedlich existierten Rap-Crews wie die Absoluten Beginner, Massive Töne oder Eins Zwo nebeneinander. 2005 kam dann die Wende - das Label Aggro Berlin gab Bushido frei und ein Bruderkrieg zwischen ihm und den Ex-Kollegen (hier noch) Maskenmann Sido sowie Fler wurde in Tracks und Medien ausgetragen.

Zeitgleich rief die Bauer Media Group die Jugendzeitschrift Bravo HipHop Special mit Redaktionssitz in München ins Leben und bot dem Beef (dt. soviel wie Streit, Krieg) eine weitere Austragungsfläche. Ursprünglich als Sonderausgabe geplant, resultierte der überraschende Erfolg in einer Steigerung der Auflage. Beschränkte sich die Auflage zu Beginn auf 100.000 Exemplare alle sechs Wochen, erschien das Heft 2008 bereits alle vier Wochen. Das erfolgreiche Angebot an polarisierenden Themen wurde bereits 2009 mit allein 14.000 Abonnenten belohnt. Die Zielgruppe dominierten wenig überraschend 14- bis 25-Jährige, wobei die Dunkelziffer der Jüngeren vermutlich keine unbedeutende Rolle spielte.

Weil die normale Bravo für Kinder ist

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Strukturell war das Magazin ähnlich aufgebaut wie die normale Bravo. Interviews mit nationalen und internationalen Künstlern, Streitereien, Drama, Tragik, Brüste, Mode, Hintergrundberichte der Musik-Szene und natürlich durften auch die beliebten, gefalteten Hochglanz-Poster nicht fehlen.

Das dominierende Thema war allerdings der lang andauernde Beef zwischen den deutschsprachigen Rappern, Produzenten und Labelchefs. Dieser wurde jahrelang so intensiv ausgeschlachtet, bis selbst die Hardcorefans die Schnauze davon voll hatten. Mit sexy Titelbildern oder Sidos ominösen "Arschf***song" wurden vermutlich vor allem noch sexuell unerfahrene Leser angesprochen. Jene, die eventuell parallel Rat bei Dr. Sommer suchten.

Gespielte Aggressivität der Rollenbilder bestärkte die Zielgruppe in dem Gedanken, dass ein "echter" Mann Frauen als Sexobjekte, und Homosexuelle als Feindbilder zu sehen habe. Dieses Bild wurde und wird der Musikrichtung seit der erfolgreichen Kommerzialisierung global von den Medien aufgedrückt. Unabhängig davon, dass diese Subkultur seit den 80ern Sprachrohr der Unterdrückten und im Ghetto lebenden Legenden (Tupac, Biggie, ...) war. 

Keine Rapper - keine Rap-Zeitschrift

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Heute sind Pop-Rapper wie Cro oder Casper Indikator dafür, dass die junge Gesellschaft wieder weichere, tanzbare "Raps" bevorzugt. Die sind allerdings so friedlich, dass sie kaum mehr polarisierenden Stoff für ein komplettes Magazin bieten. Darum stellt die Bauer Media Group nun die HipHop-Bravo ein.

Dennoch verschwindet das Thema HipHop nicht ganz: "Die Berichterstattung zu diesem Genre soll, wie Rock- oder Casting-Themen zurück ins Hauptheft wandern."

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