Amanda Palmer hatte (zuviel) Spaß in Wien
Wir spielen nur, wo wir am meisten Spaß haben!" Das war die Prämisse, unter der Amanda Palmer ihre heurige Sommertour zusammenstellte. Das Resultat: sechs Konzerte in England, eins in Amsterdam und eines in Wien.
Alle bisherigen Konzerte hier seien großartig gewesen, erklärte die ehemalige Frontfrau der Dresden Dolls bei der exklusiven Show Dienstagabend in der Wiener Arena. Stimmt. Deshalb war die Arena restlos ausverkauft, deshalb waren die Erwartungen hoch.
Sie wurden nicht ganz erfüllt. Denn die neue Show der Amerikanerin setzt eine Spur zu stark auf Spaß. Das zeigt schon der Beginn: Ein Bauchtanz von "Super Kate". Mittendrin kommt sie wieder, um zu eingespielten 80er-Hits das Publikum zu Aerobic-Übungen zu animieren.
Wütend
Zwischendurch plaudert Palmer ausgiebig mit dem Publikum. Das ist lustig, sympathisch, nimmt aber wuchtigen Songs wie "Astronaut" die nachhaltige Wirkung. Nach wie vor stürzt sich Palmer mit jeder Faser ihres Seins in die Songs, hackt hysterisch in die Tasten, wenn ihr "Kabarett Punk" wütend wird, streichelt sie bei den melancholischen Stellen . Doch sind die Töne verhallt, versetzt sie das Publikum locker scherzend sofort in eine ganz andere Stimmung.
Sympathisch ist auch die kompromisslose Setlist, die sich nur nach der Lust der Künstlerin richtet: Dresden Dolls Songs? Ja. "Coin Operated Boy", den Hit aus der Fruchtikus-Webung? Nein. Stattdessen gibt es jede Menge Coverversionen, darunter "Eisbär" von Grauzone und "Ein Stuhl in der Hölle" von den Einstürzenden Neubauten - beides in perfektem Deutsch gesungen.
Und tolle Gäste: Adrian Stout von den Tiger Lillies spielt seine singende Säge. Palmers Mann, der britische Autor Neil Gaiman, singt mit ihr "The Problem With Saints". Einige Minuten sucht Palmer für die vierköpfige in Wien angemietete Bläsergruppe nach einem geeigneten Namen: "Wie wär's mit ,Wiener Blasen'?" fragt sie kokett.
Klar machen derlei Einschübe viel Spaß. Aber in der Masse sorgten sie in der Wiener Arena doch dafür, dass das Programm nie einen Spannungsbogen aufbauen konnte und zwischen packendem Hörerlebnis und ausgelassener Blödelei zerfledderte.
KURIER-Wertung: **** von *****
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