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Klimawandel bringt Trockengebiets-Mechanismen auch in feuchtere Zonen

Sogar in eher feuchten Naturräumen ziehen wegen der globalen Erwärmung "Trockengebiets-Mechanismen" ein, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Dadurch werden die Auswirkungen des Klimawandels zwar teils abgemildert, manchmal aber auch verstärkt, erklären die Wissenschafter in der Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution.

Diese Mechanismen werden direkt durch die globale Erwärmung aktiviert, die mehr Hitze und Trockenheit bringt, so das Team um Jose Grünzweig von der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel). Außerdem reduziert der Klimawandel die Pflanzenbewuchs-Dichte, und in den Blätterdächern der Wälder tun sich immer mehr Lücken auf. Dies beschleunigt die Veränderungen.

"Braunwerdetrend"

Das Grün der Vegetation weiche und ein "Braunwerdetrend" würde beobachtet, der "mit der Zeit an Wichtigkeit gewinnt". An der Forschungsarbeit, bei der weltweite Studien und Messdaten ausgewertet wurden, war auch Michael Bahn vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck beteiligt. Beispiele für solche Trockengebiets-Mechanismen sind etwa der Abbau von organischer Substanz durch Sonnenstrahlung und Hitze, der Blätterdach-Konvektor-Effekt und wasserabweisende Bodenoberflächen.

Während in feuchten Regionen Tiere, Pilze und Mikroben abgestorbene Organismen verwerten, zerfallen sie in Trockengebieten oft nur wegen der intensiven Sonnenstrahlung und Hitze. Durch höhere Temperaturen, geringere Bedeckung des Bodens durch Vegetation und verminderten Niederschlag würden diese Abbau-Mechanismen vermehrt in ehedem feuchten Gebieten wirksam, berichten die Forscher. Damit könnte der Ausfall der biologischen Zersetzer teils wettgemacht werden.

Wasserzufuhr nimmt ab

In vielen Waldländern nimmt die Wasserzufuhr ab, dadurch wachsen die Bäume nicht nur weniger dicht, sondern auch die Aerodynamik unter den Baumkronen ändert sich. Wenn es trockener ist, gibt es weniger dichtbelaubte Äste und die Konvektion (der Strömungstransport) wird weniger gebremst. Während sich Pflanzen in feuchten Gebieten durch Verdunstung abkühlen, geschieht dies in Trockengebieten vor allem durch solche Luftströmungen. Dies wurde auch schon in Europa beobachtet, etwa während der Hitzewelle im Sommer 2003, berichten die Forscher. Solche Effekte könnten in Zukunft weltweit immer wichtiger für die Waldpflanzen werden, um trotz des Klimawandels am Leben zu bleiben.

Andererseits werden durch die Trockenheit und Hitze die Böden auch in feuchteren Zonen zunehmend wasserabweisend, schrieben die Wissenschafter. Dafür sorgen wasserabstoßende organische Substanzen in solchen Böden. Dadurch steht den Pflanzen und Mikroben weniger Feuchtigkeit zur Verfügung und die negativen Effekte des Klimawandels werden verstärkt.