Zecken bereits aktiv: Erste FSME-Erkrankung des Jahres nachgewiesen
Das "Zeckenjahr" hat in Österreich längst begonnen, schließlich reichen den blutsaugenden Parasiten fünf Grad Celsius aus, um aktiv zu werden. Bereits im Februar wurde ein erster Fall der von ihnen übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) nachgewiesen, berichtete Jörg Weber, Neuro-Intensivmediziner am LKH Klagenfurt, am Mittwoch in Wien. "FSME muss nicht sein" lautete das Motto des Medientermins, bei dem vor den Folgen der Impfnachlässigkeit gewarnt wurde.
Mit 104 hospitalisierten Personen, bei denen FSME diagnostiziert wurde, lag die Zahl der Betroffenen im Vorjahr zwar vergleichsweise niedrig, jedoch waren fast zwei Drittel (63,5 Prozent bzw. 66 Personen) mit schweren neurologischen Symptomen konfrontiert, wie aus den Zahlen des Zentrums für Virologie der Meduni Wien hervorgeht.
"Ungefähr so gleich hoch war auch der Anteil der Infizierten über 50 Jahre", bilanzierte Bernhard Haas vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der steirischen KAGes. Und dies sei wiederum ein Hinweis für "nicht gut eingehaltene Impfabstände", erläuterte der Experte über das von den Fallzahlen "mittelschwere Jahr". 2022 waren es etwa 179 Fälle, 2020 waren es 216. Ältere Patienten haben dabei grundsätzlich das höhere Risiko, einen schweren Verlauf mit möglichen Dauerfolgen zu erleiden, nachdem sie oft bereits von anderen Krankheiten vorbelastet sind.
Das Impfschema gegen FSME bleibt indes unverändert: Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, für Kinder gibt es einen eigenen Impfstoff. Die erste Auffrischung sollte drei Jahre nach der Grundimmunisierung erfolgen, die weiteren Auffrischungsimpfungen bis zum vollendeten 60. Lebensjahr alle fünf Jahre und dann alle drei Jahre. Eine Titerbestimmung ist im Normalfall weder notwendig noch empfohlen.
Eine Prognose, ob 2024 nun ein intensives Auftreten der Achtbeiner zu erwarten ist, lässt sich laut Georg Duscher von der Abteilung Tiergesundheit in der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) nicht sagen. Und nicht viele sind Träger des FSME-Virus, da liege der Anteil im Promille-Bereich, ihr Auftreten in Österreich gestalte sich wie ein Fleckerlteppich - hingegen treten Borrelien aber bei 20 bis 30 Prozent der Zecken auf, hier sei das rechtzeitige Entfernen aber ein probates Mittel, denn bis zu zwölf Stunden dauert hier die Übertragung der Bakterien. Kommt es hingegen zum Kontakt mit einer FSME-Zecke, nützt wenig außer eben geimpft zu sein.
Laut Haas ist die Holzbock genannte Art Hauptüberträger für FSME in Zentraleuropa - Igel, Marder oder Wühlmäuse werden von Zecken besaugt, der Mensch auch - und spürt es nicht gleich, denn der Speichel der Insekten enthält schmerzdämpfende Substanzen, "die Dauer des Steckens ist egal, das Virus kommt in den Körper". Eine Mär sei es hingegen, dass Zecken von Bäumen fallen, sie leben stattdessen im Gras oder auf Sträuchern, das "aktive Abstreifen macht Unterschenkel oder untere Extremitäten zu den Bissstellen." Auf Zecken kann jedenfalls überall getroffen werden, denn "ganz Österreich ist ein FSME-Endemiegebiet."
Ein frühes Auftauchen wird seit Jahren beobachtet und milde Winter begünstigen die Zecken auf jeden Fall, sagte Duscher. Die lang anhaltenden milden Temperaturen des laufenden Jahres haben für ein außergewöhnlich frühes Auftreten vermeintlicher Riesenzecken gesorgt - es handle sich hier um die heimische Art der "Buntzecke", deren Population scheinbar im Zunehmen ist und die sonst erst im März auf der Bildfläche erscheint. Laut AGES gibt es in Österreich 18 Zeckenarten und am häufigsten ist der Gemeine Holzbock anzutreffen.
Jedes Jahr ist ein "Zeckenjahr"
Kein Ausdruck, den der Intensivmediziner Weber gerne hört, ist jener des "Zeckenjahres", denn er habe immer wieder mit FSME-Patienten zu tun, die sich darüber wundern, erkrankt zu sein. Diese Personen würden dann argumentieren, dass sie doch etwa im Radio gehört hätten, dass heuer nicht ein solches Jahr sei. Ein Irrtum, denn: Jedes Jahr ist ein Zeckenjahr.
Als Aufsteiger unter den Zecken gilt indes die tropische Riesenzecke (Hyalomma sp.), denn sie könnte, durch milde Winter und Klimawandel begünstigt, dauerhaft heimisch bei uns werden. Ins Land kommen die Tiere mit Zugvögeln und "landen" bevorzugt auf Pferden, 70 Prozent dieser gemeldeten Zecken wurde auf diesen Wirten gefunden. "Riesenzecken suchen den Wirt aktiv auf, im Gegensatz zu den wartenden heimischen Zecken.
Problematisch ist diese Art, weil sie als Träger der Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren neue Probleme mit sich bringen, betonte der Experte. Noch ist dieses Virus in Österreich aber nicht nachgewiesen worden. Aber auch heimische Arten bedürfen der genauen Überwachung und werden monitort.
Die AGES bittet jedoch, gerade bei der Riesenzecke um Zusendungen von Bildmaterial per Mail an die Adresse zecken@ages.at, aktuell arbeite die AGES aber auch an einer Option, Zecken einzuschicken.