Wissen/Gesundheit

So schützt man sich vor radioaktiver Strahlung

Im größten Atomkraftwerk Europas, im ukrainischen Akw Saporischschja, ist es in der Nacht auf Freitag durch russischen Beschuss zu einem Brand gekommen. Das Kernkraftwerk soll sich nach Angaben einer regionalen Behörde jetzt in russischer Hand befinden. Das Betriebspersonal überwache weiterhin den Zustand der Kraftwerksblöcke und stelle den Betrieb sicher.

Laut der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde sei in der Umgebung der Anlage keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden. In der Ukraine sind vier Kernkraftwerke in Betrieb: Riwne, Saporischschja, Chmelnyzkyj und Süd-Ukraine. Die Kraftwerke liegen 700 km bis 1.300 km von der österreichischen Staatsgrenze entfernt.

Das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl, das nach der Katastrophe 1986 noch immer überwacht werden muss, ist permanent heruntergefahren. Ebenfalls in Tschernobyl befindet sich ein zentrales Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente.

Was passiert bei radioaktiver Strahlung?

Werden radioaktive Stoffe freigesetzt, können sie beim Menschen zu einer erhöhten Strahlenbelastung führen. Mit der Höhe der Strahlenbelastung steigt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken.

Die durch die Behörden ergriffenen Schutzmaßnahmen dienen dazu, die Strahlenbelastung zu minimieren.

Direkte gesundheitliche Auswirkungen der Strahlung, die als "Strahlenkrankheit" bezeichnet werden und sich zum Beispiel durch Übelkeit und Organschäden zeigen, sind in Österreich nicht möglich. Sie erfordern so hohe Dosen, dass diese nur in direkter Nähe zum Unfallreaktor auftreten können.

Warum wir jetzt keine Jod-Tabletten einnehmen

Aufgrund der Kampfhandlungen rund um ukrainische Kernkraftwerke kaufen Österreicher bereits Jod-Tabletten auf Vorrat: Bereits Anfang der Woche berichtete die Apothekerkammer von Engpässen.

"Eine falsch dosierte selbst verordnete Einnahme von Jod ist mit möglichen ernsten Gesundheitsrisiken verbunden, ganz besonders für Säuglinge und Kleinkinder", warnt jetzt die Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung.

Auf keinen Fall dürfen Jod-Tabletten vorbeugend eingenommen werden.

Kaliumjodid-Tabletten sind selbst im Falle eines Atombombenabwurfs für den Schutz der Schilddrüse ungeeignet. "Relevante Organschäden entstehen durch die enorme Hitzewelle und Druckwelle."

Wann nimmt man Jod-Tabletten ein?

Eine Strahlenbelastung der Schilddrüse und anderer Organe wird durch die bei der Detonation unmittelbar frei werdende Gammastrahlung verursacht, deren Intensität mit zunehmender Entfernung vom Ort der Bombenzündung rasch abnimmt.

Der Aufenthalt in geschlossenen Räumen ist eine Schutzmaßnahme. Die vorbeugende Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten birgt sogar Gesundheitsrisiken, so die Experten.

Im Fall eines Reaktorunfalls geben die Gesundheitsbehörden bekannt, welche Personen Kaliumiodid-Tabletten einnehmen sollen und in welchen Regionen eine Einnahme notwendig ist. Laut Gesundheitsministerium besteht aller Wahrscheinlichkeit nach selbst bei einem schweren grenznahen Reaktorunfall keine Notwendigkeit, in ganz Österreich Kaliumjodid-Tabletten einzunehmen.

"Eine Einnahme wird auch in solchen Fällen nur in den am stärksten betroffenen Gebieten erforderlich sein."

Achten Sie auf Informationen der Behörden

Für den Schutz Österreichs ist die Abteilung Strahlenschutz im Klimaschutzministerium zuständig: Im Falle der Beschädigung eines Kernkraftwerks durch kriegerische Handlungen sollten vor allem die Informationen durch die Behörden beachtet werden, die über Rundfunk, soziale Medien, lokale Hilfsorganisationen, etc. rasch die breite Bevölkerung erreichen.

Hier gilt ganz besonders als erste Maßnahme: Geschlossene Räume aufsuchen und Ruhe bewahren.

Im Fall des Falles habe Österreich genug Kaliumjodid-Tabletten bevorratet, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu versorgen. "Diese Situation kann nur durch Panikkäufe gestört werden", so die Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung.

Wie schützt man sich vor radioaktiver Strahlung?

Zusätzlich zu verlautbarten Schutzmaßnahmen kann man sich vor radioaktiv kontaminierten Luftmassen schützen:

  • Aufenthalt im Freien während des Durchzugs der radioaktiv kontaminierten Luftmassen vermeiden bzw. kurzhalten
  • Bei notwendigem Aufenthalt im Freien leicht zu reinigende Kleidung (z. B. Regenmantel) tragen, um die Haut vor Kontamination mit radioaktiven Stoffen zu schützen
  • Hände waschen
  • Duschen und Haare waschen nach einem Aufenthalt im Freien
  • Kleidungsstücke und Schuhe, die im Freien getragen wurden, vor Betreten des Wohnbereichs ausziehen. Kleidungsstücke können in der Waschmaschine gereinigt werden.
  • Haustiere nach einem Aufenthalt im Freien reinigen
  • In den betroffenen Gebieten auf den Konsum von Freilandgemüse und Obst aus dem Garten bzw. Beeren und Pilzen aus dem Wald zunächst verzichten. Die Behörden werden im weiteren Verlauf Empfehlungen für den Umgang mit diesen Lebensmitteln bekannt geben.
  • Saugen und Reinigen der Wohnung nach Abzug der radioaktiven Luftmassen. Kein Aufwirbeln von Staub.
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