Wissen/Gesundheit

Männer – das kranke Geschlecht? Wo nach wie vor Aufholbedarf herrscht

"Es ist Krebs." Mit diesen Worten verkündete 90er-Jahre-Serienstar James Van der Beek ("Dawson's Creek") an diesem Wochenende, dass er an einem Darmkarzinom erkrankt ist.

Er wolle Bewusstsein für die Notwendigkeit von Vorsorgeuntersuchungen schaffen, schrieb der Schauspieler in einem bewegenden Instagram-Posting, das kurz nach der Veröffentlichung viral ging.

Denn mit seinem Schicksal steht der 47-jährige Schauspieler keineswegs alleine da: Millionen Männer erhalten jedes Jahr eine Krebsdiagnose, in Österreich sind es ca. 260.000. Die Diagnose Darmkrebs wird dabei am dritthäufigsten gestellt, knapp hinter Lungen und Prostatakrebs, der mit Abstand häufigsten Krebsform bei Männern.

Frauen leben länger als Männer

Dass viele dieser Diagnosen durch Vorsorgeuntersuchungen verhindert oder abgeschwächt werden können, darauf macht jedes Jahr der Aktionsmonat "Movember" - ein Kofferwort aus "moustache" (Schnauzer) und November - aufmerksam. Seit 2003 steht der November weltweit im Zeichen der körperlichen und seelischen Männergesundheit, sichtbares Symbol der Solidarität ist der Schnurrbart, den sich viele Männer dieser Tage extra wachsen lassen.

Die Initiative sei deshalb lohnenswert, "weil die Sterblichkeit bei Männern viel höher ist als bei Frauen", sagt Thomas Dorner, Public-Health-Experte und Leiter der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit. "Aktuell liegt die Lebenserwartung in Österreich bei Männern bei 79,4 Jahren, während Frauen im Schnitt 84,2 Jahre alt werden."

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Das Gefälle zwischen den Geschlechtern lässt sich teils durch genetische Faktoren, vor allem aber durch unterschiedliche Lebensstile erklären. "Männer sind anfälliger für bestimmte chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für verschiedene Krebserkrankungen wie Lungenkrebs, die bei Männern häufiger auch zum Tod führen", erklärt Dorner. "Viele dieser Erkrankungen sind unter anderem auf Ernährungs-, Bewegungs- und Konsumgewohnheiten von Nikotin, Alkohol und ungesundem Essen zurückzuführen. Zudem führen riskantere Verhaltensweisen durch Unfälle oft zu vorzeitigem Tod."

Kranke Männerseele

Der Fokus des diesjährigen "Movember" liegt auf einer Todesursache, die in der Öffentlichkeit seltener thematisiert wird. Von allen Menschen, die in Österreich jährlich durch Suizid ums Leben kommen, sind drei Viertel Männer (im Jahr 2023 mehr als 1.000) - obwohl Frauen doppelt so häufig mit einer Depression diagnostiziert werden. Ein stereotypes Männlichkeitsbild verhindert häufig, dass sich Männer emotional öffnen und Unterstützung suchen. "Männer leiden meist unbemerkt, was zur Folge hat, dass psychische Krankheiten seltener diagnostiziert werden und Depressionen häufig unentdeckt bleiben", heißt es dazu vom Österreichischen Verband für Psychotherapie.

Movember
Im Jahr 2003 ließ sich eine Gruppe junger Australier erstmals Schnurrbärte („moustache“) wachsen, um Spenden für die Forschung von 
Prostata- und Hodenkrebs zu sammeln. Seitdem hat sich die Initiative auf der ganzen Welt ausgebreitet

Maßnahmen
Wie bleibt man möglichst lange fit und gesund? Experte Thomas Dorner empfiehlt: 2x/Woche Muskeltraining plus ca. 3–5 Stunden pro Woche ausdauerorientierte Bewegung mittlerer Intensität; viel Gemüse, Vollkornprodukte, mageres Protein, Obst und etwas gesunde Fette. Geringer sollte der Anteil von Fett und Zucker ausfallen, noch geringer der Konsum von Alkohol

Für ein gesundes Männerleben

Für ein möglichst langes, gesundes Männerleben empfiehlt Mediziner Dorner daher nicht nur regelmäßige Bewegung und bewusste Ernährung (siehe oben), sondern auch Maßnahmen zur Stressbewältigung, sinnstiftende Aktivitäten sowie den Aufbau eines sozialen Netzes. 

Immerhin: Studien zeigen, dass die Anzahl der Männer, die professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, steigt. Laut der  österreichischen Gesundheitsbefragung  2019 waren 25 Prozent der Männer bereit, bei psychischen Problemen Unterstützung anzunehmen. Insbesondere bei jüngeren Männern wuchs die Bereitschaft, über mentale Gesundheit zu sprechen.  

Prominente wie James Van Der Beek, die ihre Erkrankungen nicht geheim halten, können auch jenseits des Männermonats ein Vorbild für sie sein.