Impfexpertin nennt Masern-Ausbruch in Österreich "beunruhigend"
Der steirische Masern-Cluster mit bisher 57 Fällen, darunter vereinzelt auch in anderen Bundesländern, zeigt für die Impfexpertin Ursula Wiedermann-Schmidt eine "beunruhigende" Aktivität. "Wir sehen, dass der Ausbruch nach sechs Wochen noch nicht im Griff ist", sagte die Professorin für Vakzinologie der MedUni Wien. Seit Ende Jänner verbreitet sich das Virus, das von einem Urlaubsrückkehrer eingeschleppt wurde; nicht zuletzt, weil die Durchimpfung hierzulande nur bei 85 bis 86 Prozent liegt statt bei 95 Prozent.
Kinder im Spital
Leider habe sich der Cluster auch auf Kindergärten und Schulen ausgebreitet. Sechs betroffene Kinder wurden bisher hospitalisiert, "denen es nicht sehr gut ging", sagte Wiedermann-Schmidt. "Gott sei dank ist kein Todesfall aufgetreten." Es gäbe in Österreich klare Vorgaben, wie ein Ausbruch eingedämmt wird. Neben Kontrollmaßnahmen können Personen bis zu 72 Stunden nach dem Kontakt nachgeimpft werden. Betroffenen die keinen Lebendimpfstoff erhalten dürfen, wie Schwangere, können Immunglobuline gegeben werden.
Niedrige Durchimpfungsrate
Während der Corona-Pandemie habe es in Europa durch die Kontaktbeschränkungen kaum Masernfälle gegeben. Nun beginne der "Sturm" wieder. Österreich hatte bereits vor Corona eine zu niedrige Masern-Durchimpfungsrate, betonte die Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.
Bei Ausbrüchen seien "vorwiegend immer die betroffen, die gar keine Impfung erhalten haben". Impfdurchbrüche gibt es zudem besonders bei Jugendlichen, die nur eine statt zwei Dosen geimpften bekommen haben, erläuterte Wiedermann-Schmidt. Die Problematik ziehe sich aber bis ins Erwachsenenalter. Es gibt relativ viele Ausbrüche bei 20- bis 29-Jährigen, "wo wir keine Impfung haben oder der Impfstatus nicht bekannt ist".
Impfen im Rahmen des Mutter-Kind-Pass
Der Ausbruch in der Steiermark "ist für uns eine Alarmierung, damit wir alle Kräfte mobilisieren, dass die Durchimpfungsrate wieder besser wird", forderte Wiedermann-Schmidt. Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung ist in Österreich für alle Altersgruppen kostenlos nachholbar und ab dem vollendeten neunten Lebensmonat allgemein empfohlen.
Mittlerweile dürfte hinsichtlich der Impfung ein Umdenken innerhalb der Stadtbevölkerung eingesetzt haben: "Wir haben jetzt täglich bis zu 50 Personen, die sich eine Masernschutzimpfung holen. Das ist mehr als das Zehnfache zum bisherigen täglichen Normalaufkommen und zum überwiegenden Teil sind es Kinder, die geimpft werden", berichtete Winter. Sie rät auch Erwachsenen, ihren Impfstatus zu kontrollieren. Die Impfung im Grazer Gesundheitsamt ist gratis für alle, betonte die Leiterin.