Gefühlsleben: Menschen mit Autismus können mehr als bisher gedacht
Bisher gingen Experten davon aus, dass Menschen mit Autismus Gesichtsausdrücke schlechter erkennen als Menschen ohne diese Störung. Nun zeigen zwei Studien - veröffentlicht in "Autism Research" -, dass diese Vorstellung von Autismus überdacht werden muss.
Australische Forscher der Flinders University in Adelaide baten 63 Personen mit Autismus und 67 nicht davon betroffene Erwachsene mit IQs zwischen 85 und 143 zur Studie. Die Teilnehmer absolvierten jeweils drei bis fünf Stunden dauernde Sitzungen, bei denen ihre Wahrnehmung von zwölf verschiedenen emotionalen Gesichtsausdrücken wie Wut und Trauer untersucht wurde.
Fähigkeiten hängen von Situation ab
Die Ergebnisse könnten bedeuten, dass soziale Schwierigkeiten in Zusammenhang mit Autismus zwar Unterschiede widerspiegeln, doch diese treten nur bei bestimmten sozialen Interaktionen oder Szenarien mit einem hohen Druck auf. Damit wird die Annahme infrage gestellt, dass autistische Erwachsene den Gesichtsausdruck anderer Menschen nicht richtig lesen können. Laut den Studienautoren sind autistische Personen im Durchschnitt nicht weniger genau, sondern nur etwas langsamer beim Erkennen der Gefühle anderer Menschen.
Nur wenige Betroffene schnitten schlechter ab
Beide Teilnehmergruppen kamen leistungsmäßig zu ähnlichen Ergebnissen. Nur eine kleine Gruppe von Autisten schnitt dabei schlechter ab als die nicht Betroffenen. In Summe hingen die Unterschiede zwischen den Gruppen weder von der Art der Präsentation der gezeigten Emotionen ab, noch von der Art der erforderlichen Reaktion oder des jeweils gezeigten Gefühlsausdrucks.
Fazit der Forscher: Es existieren keine gravierenden Unterschiede zwischen Menschen mit Autismus und anderen Menschen. "Unsere Artikel liefern Hinweise auf bisher nicht erkannte Fähigkeiten autistischer Menschen."