Erster Fall: Brite steckt sich mit Super-Gonorrhö an
Experten warnen schon seit längerer Zeit davor, nun sorgt ein konkreter Anlassfall für Sorge: In Großbritannien hat sich ein Mann mit "Super- Gonorrhö" angesteckt. Das bedeutet, dass herkömmliche Antibiotika, die zur Behandlung der Geschlechtskrankheit eingesetzt werden, darin versagen, die Erreger zu bekämpfen.
Infiziert hat sich der Mann einem Bericht der BBC zufolge beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer Frau in Südostasien. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der staatlichen Gesundheitsbehörde in Großbritannien (Public Health England) zufolge ist es das erste Mal, dass die Krankheit nicht mit den dafür vorgesehenen Antibiotika geheilt werden kann. Konkret würde die Kombinationstherapie aus Azithromycin und Cefixim nicht greifen. "Es ist das erste Mal, dass ein Patient eine derart hohe Resistenz gegen beide Medikamente und gegen die meisten anderen herkömmlichen Antibiotika hat", erklärt Gwenda Hughes von Public Health England gegenüber der BBC. Derzeit würde nach sämtlichen Sexualpartnern des Mannes gesucht, um eine Verbreitung zu verhindern.
Angst vor "Super-Keim" begründet
Mit dem aktuellen Fall bewahrheiten sich die Befürchtungen von Ärzten, die seit 2015 verstärkt vor dem sogenannten "Super-Keim" warnen. Auslöser der damaligen Aufregung: Der Nachweis von Stämmen von Gonokokken (jene Bakterien, die eine Gonorrhö auslösen), die gegen das Antibiotikum Azithromycin resistent sind. "Es besteht die Gefahr, dass Gonorrhö zu einer unbehandelbaren Krankheit wird", schrieb die Leiterin der britischen Gesundheitsbehörde, Sally Davies, 2015 in einem Brief an alle niedergelassenen Mediziner und an alle Apotheken in Großbritannien. Davies ermahnte zu einem verantwortungsvollen und wohl überlegten Einsatz der Antibiotika – in der richtigen Dosierung und richtigen Kombination.
Gonorrhö, auch bekannt als Tripper, wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae ausgelöst. Die Erkrankung wird bei ungeschütztem vaginalen, oralen und analen Geschlechtsverkehr übertragen. Die Inkubationszeit beträgt meist zwei bis drei Tage, mitunter können aber bis zu sieben Tage vergehen. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen treten trotz Infektion keinerlei Symptome auf. Diese Infizierten haben selbst zwar keine Krankheitserscheinungen, können jedoch andere anstecken.
Typische Symptome der Infektion beim Mann sind eine Harnröhrenentzündung mit Juckreiz, eitriger Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen. Bei Frauen sind die Beschwerden ähnlich, zusätzlich kann es zu Zwischenblutungen während des Zyklus kommen. Bleibt die Krankheit unbehandelt, droht bei beiden Geschlechtern Unfruchtbarkeit. Frauen können eine Entzündung des Gebärmutterhalses entwickeln, es kann auch zu einer Weitergabe der Infektion an das Kind während der Schwangerschaft kommen.
Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch
Die Zahl der diagnostizierten Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhö oder Syphilis hat seit dem Jahr 2000 deutlich zugenommen. Experten zufolge führen die besseren Behandlungsmöglichkeiten von Infektionen dazu, dass die Vorsicht, was Geschlechtskrankheiten betrifft, zurückgegangen ist. Da die Ansteckung mit Gonorrhö aber fast ausschließlich beim Geschlechtsverkehr erfolgt, kann bei wechselnden Partnern eine Übertragung von Erregern ausschließlich durch das konsequente Benutzen von Kondomen verhindert werden.