Diabetes: Sport am Nachmittag oder Abend besser für Blutzucker
Wenig Bewegung und viel Zeit im Sitzen erhöhen das Risiko für Stoffwechselerkrankungen, einschließlich Typ-2-Diabetes. Frühere Untersuchungen zeigten bereits, dass kurze Unterbrechungen von langem Sitzen - Stehen oder leichte Bewegung - zu einem niedrigeren Blutzuckerspiegel führen.
Doch nicht nur Bewegung an sich - auch ihr Zeitpunkt ist für den Stoffwechsel ausschlaggebend. Das zeigt eine von der Universität Leiden im Fachblatt Diabetologia kürzlich veröffentlichte Studie. So ist körperliche Aktivität am Nachmittag oder Abend mit einer geringeren Insulinresistenz - und damit einer besseren Blutzuckerkontrolle - verbunden als über den Tag verteilte Bewegung.
Ein Viertel geringer
Das niederländische Team unter der Leitung von Jeroen van der Velde verwendete Daten aus der Netherlands-Epidemiology-of-Obesity-Studie, die Männer und Frauen im Alter von 45 und 65 Jahren mit einem BMI von 27 oder mehr einschloss (womit sie in die Kategorie übergewichtig oder fettleibig fielen). Eine weitere Gruppe diente als Kontrollgruppe, so dass die Studie insgesamt 6.671 Personen umfasste.
Insulin ist ein wichtiges Hormon für den Stoffwechsel. Es wird in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse hergestellt und über den Blutkreislauf im Körper verteilt. Das Hormon bindet an Körperzellen und sendet dort Signale. Im Mittelpunkt stehen die Zellen von Muskulatur, Fettgewebe und Leber. Bei Menschen mit einer Insulinresistenz reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf die Insulinsignale als bei stoffwechselgesunden Menschen. Insulin kann seine natürlichen Wirkungen dann nur noch eingeschränkt entfalten.
Den Teilnehmenden wurden Blutproben entnommen, um den Blutzucker- und Insulinspiegel im nüchternen Zustand und nach dem Essen zu messen. Sie wurden auch zu ihrem Lebensstil befragt, und bei einigen wurde nach dem Zufallsprinzip ihr Leberfettgehalt mittels MRT-Scans gemessen. Eine zufällig ausgewählte Gruppe von 955 Personen erhielt außerdem einen kombinierten Beschleunigungs- und Herzfrequenzmesser, den sie an vier aufeinander folgenden Tagen und Nächten tragen sollten, um Bewegung und Aktivitätsniveau zu überwachen.
Rund 775 Personen mit vollständigen Daten wurden anschließend in die Analyse einbezogen. Die Gruppe war zu 42 Prozent männlich und zu 58 Prozent weiblich, hatte ein Durchschnittsalter von 56 Jahren und einen durchschnittlichen BMI von 26,2.
Verringerte Insulinresistenz
Wie erwartet zeigten die Ergebnisse, dass mäßige bis starke körperliche Betätigung den Leberfettgehalt und die Insulinresistenz verringerte. Die Forschenden sahen jedoch auch, dass Sport am Nachmittag oder Abend mit einer um bis zu 25 Prozent verringerten Insulinresistenz verbunden, verglichen mit einer gleichmäßigen Verteilung der körperlichen Aktivität über den Tag.
Diese Ergebnisse deuten laut den Forschenden darauf hin, dass der Zeitpunkt der körperlichen Betätigung für die positiven Auswirkungen auf die Insulinempfindlichkeit von Bedeutung ist. In weiteren Studien sollte untersucht werden, ob der Zeitpunkt der körperlichen Betätigung tatsächlich wichtig für das Auftreten von Typ-2-Diabetes ist.