Wissen/Gesundheit

Coronavirus: Laboratoriumsmediziner warnen vor Antikörpertests

Die Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC) warnt vor Antikörpertests in der Covid-19-Diagnostik. Diese spielten "derzeit keine relevante Rolle". Die Laboratorien seien momentan mit vielen Anfragen für Tests von SARS-CoV-2-Antikörpern konfrontiert, doch die "übertriebenen Erwartungen können durch die derzeit verfügbaren Testsysteme nicht erfüllt werden".

Direkter Virusnachweis als Goldstandard

Die Fachgesellschaft hat nun die Eckpunkte der Labordiagnostik für Covid-19 zusammengefasst, teilte sie am Montag in einer Aussendung mit. "Der labordiagnostische Goldstandard für die Diagnose einer Infektion mit Coronavirus SARS-CoV-2 ist der direkte Virusnachweis" mittels PCR-Test, heißt es darin. Die hohen Erwartungen in die Antikörpertests würden durch die Darstellung und Bewerbung von Online-Plattformen, nicht medizinischer Labore, Apotheken und Kollegen anderer Fachrichtungen gefördert, was die ÖGLMKC als "hoch problematisch" ansieht.

Mehrere Anbieter haben der Fachgesellschaft zufolge immunologische Tests zum serologischen Nachweis von Antikörpern gegen Coronavirus SARS-CoV-2 auf den Markt gebracht. Welche Proteine von SARS-CoV-2 genau als Antigen für den Antikörpernachweis genutzt werden, unterscheide sich zwischen den Testsystemen und werde von einigen Herstellern gar nicht angegeben. Für viele Antikörpertests sei die Kreuzreaktivität von Antikörpern gegen andere Coronaviren derzeit nur unzureichend charakterisiert, sodass die Spezifität nicht abschließend beurteilt werden kann.

Speziell Infektionen mit niedrig pathogenen humanen Coronaviren (HCoV-HKU1, HCoV-NL63, HCoV-OC43 und HCoV-229E) würden häufig auftreten. "Wenn ein Antikörpertest eine Kreuzreaktivität gegenüber einem anderen Coronavirus aufweist und ein Patient eine Infektion mit einem solchen durchgemacht hat, kann der serologische Test für SARS-CoV-2 falsch positiv sein", warnt die ÖGLMKC.

Falsch positive Ergebnisse

Bei den derzeit verfügbaren Testsystemen würden immer wieder falsch positive Ergebnisse beobachtet, daher sei "ein positiver Antikörperbefund mit großer Vorsicht" zu interpretieren. Dies gelte vor allem für Personen mit asymptomatischen Infektionsverlauf. Neben epidemiologischen Analysen sollten Antikörpertests daher aktuell speziellen klinischen Situationen vorbehalten bleiben, in denen sie im Einzelfall ergänzend zu einem direkten Virusnachweis mittels PCR-Analyse angewandt werden, empfiehlt die Fachgesellschaft.

Diese fordert gemeinsam mit der Ärztekammer, alle im Gesundheitswesen Tätigen als Schlüsselkräfte rasch zu testen. Die Kapazitäten seien vorhanden, und die Kosten für die Testungen stünden in keiner Relation zu den enormen wirtschaftlichen Folgen, sollte es zu einem zweiten Shutdown in Österreich kommen.

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