Wissen/Gesundheit

Risikofaktoren bei Alzheimer: Studie betont Rolle von Geschlecht und Untätigkeit

Nebst hohem Alter sind auch weibliches Geschlecht, Herzrhythmusstörungen und Untätigkeit Risikofaktoren für das Fortschreiten einer Alzheimer-Erkrankung, berichtet der Tiroler Psychiater Josef Marksteiner.

Ermatten die geistigen Fähigkeiten bei den Patientinnen und Patienten, steigt außerdem die Belastung für die Betreuungspersonen, wie Partner und erwachsene Kinder. Ärztinnen und Ärzte sollten sie daher bei Behandlungsplänen berücksichtigen. Die Studie ist im Fachjournal Plos One erschienen.

Studie mit Patienten in frühen Erkrankungsstadien

Ein Team um Marksteiner, Leiter der Abteilung "Psychiatrie und Psychotherapie A" am Landeskrankenhaus Hall in Tirol, verfolgte bei Patientinnen und Patienten in frühen Erkrankungsstadien zwei Jahre lang das Voranschreiten der Alzheimer-Krankheit. In diesem recht kurzen Zeitraum nahmen die Beeinträchtigungen durch die Demenzerkrankung schon erkennbar zu, so die Mediziner.

Fortschreitende Zeit, hohes Alter, das Vorhandensein von Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) oder auch weniger "Aktivitäten des täglichen Lebens" gingen bei den Betroffenen einher mit zunehmend schlechteren kognitiven Funktionen, schrieben sie: "Auch weibliches Geschlecht scheint ein Risikofaktor für kognitiven Abbau zu sein." Anhand dieser Faktoren könnte man den Krankheitsfortschritt vorhersagen, um passende Behandlungspläne zu schmieden.

Nicht nur auf den Patienten fokussieren

Je stärker die Beeinträchtigungen durch die Demenzerkrankung waren, umso größer war zudem die Belastung für die Betreuungspersonen, schrieben die Mediziner: "Die klinische Behandlung der Alzheimer-Erkrankung im Frühstadium sollte sich daher am Patienten-Pflegekraft-Duo orientieren, anstatt sich ausschließlich auf den Patienten zu konzentrieren."

In Österreich sind rund 130.000 Menschen von einer Demenz-Erkrankung betroffen. Alzheimer ist die verbreitetste Form. Ihre Entstehung ist komplex – und nach wie vor nicht bis ins letzte Detail erforscht. Kürzlich lehnte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung eines Medikaments ab, das den Verlauf von Alzheimer verlangsamen kann. 

Fachleute hatten große Hoffnungen in den neuartigen Wirkstoff Lecanemab auf Basis monoklonaler Antikörper gesetzt. In den USA ist der Wirkstoff seit 2023 zugelassen. Der zuständige Ausschuss lehnte eine Zulassung in der EU aber ab und verwies auf das Risiko schwerer Nebenwirkungen.