Weltbankchef fordert wegen Coronakrise Schuldenerlass für arme Länder
Die Coronavirus-Pandemie könnte nach Ansicht des Präsidenten der Weltbank, David Malpass, in den ärmsten Ländern eine Schuldenkrise auslösen. Einige Entwicklungsländer seien bereits in einer Abwärtsspirale von schwächerem Wachstum und finanziellen Schwierigkeiten, sagte Malpass in einem Interview dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe). Es sei offensichtlich, dass einige Länder nicht in der Lage sind, die aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen.
"Wir müssen daher auch den Schuldenstand senken. Dies kann als Schuldenerlass oder -streichung bezeichnet werden", forderte Malpass. "Die enormen Haushaltsdefizite und Schuldenzahlungen überwältigen diese Volkswirtschaften. Außerdem geraten die Banken dort aufgrund schlechter Kredite in Schwierigkeiten", erklärte er. Vergleichbare Schritte seien in früheren Finanzkrisen wie in Lateinamerika und der sogenannten HIPC-Initiative für hoch verschuldete Länder in den 90er-Jahren gegangen worden.
Auch Privatbanken und Investmentfonds seien nun gefragt. "Diese Investoren tun nicht genug und ich bin von ihnen enttäuscht. Außerdem haben sich einige der großen chinesischen Kreditgeber nicht genug engagiert. Die Wirkung der Hilfsmaßnahmen ist daher geringer als sie sein könnte", sagte der Leiter der Weltbank. Die Pandemie könnte rund 100 Millionen Menschen in extreme Armut treiben.