Tourismus und Gastronomie fordern massive Staatshilfe
Der Katzenjammer in Hotellerie, Freizeitwirtschaft und Gastronomie, aber auch im Handel ist schon vor dem nun drohenden neuen Lockdown groß gewesen. Und nun ist er noch größer, zeigten APA-Gespräche mit den zuständigen Branchenvertretern am Samstagvormittag.
Die Touristiker und Gastronomen fordern hohe und rasche Entschädigungszahlungen. Zumindest gehe es um 75 Prozent des November-Umsatzes 2019. Auch der Handel ruft nach neuer Unterstützung, auch wenn er offen halten darf.
Schnell und unkompliziert
"Wir haben grundsätzlich überhaupt keine Freude damit, dass wir wieder schließen sollen", kritisierte der Gastronomie-Spartenobmann Mario Pulker. "Wenn wir wirklich zusperren müssen, dann ist klar, dass den Betrieben eine maximale Entschädigung zugutekommen muss. Es geht um mindestens 75 Prozent vom Letztjahresumsatz im November." Die Auszahlung müsse innerhalb von zwei Wochen erfolgen - und ohne dass für die Betriebe ein Steuerberater notwendig werden dürfe.
"Egal ob Seilbahnen, Hotellerie, Gastronomie Kinos oder Kultur - es geht allen grottenschlecht. Alle stehen mit dem Rücken zur Wand", beklagte der Tourismusspartenobmann Robert Seeber. Gebe es nicht zumindest die 75-Prozent-Entschädigung, "werden bei vielen die Lichter ausgehen".
Wie Pulker kritisierte Seeber, dass es durch die Geschäfte der Betriebe in ihren Branchen keine Corona-Cluster gebe. Die Spartenobleute betonten, die Unternehmer ihrer Bereiche hätten viel Zeit, Geld und Energie investiert, damit die Betriebe sicher seien, nun würden sie mit einem Lockdown quasi aber bestraft. "Wir haben nichts verbrochen", sagte Pulker.
Beide Spartenobleute waren sich auch einig, dass eine rasche Auszahlung der von ihnen nun geforderten Umsatz-Ausfallsentschädigung kein Problem sein könne. "Die Zahlen liegen über Finanzonline vor", so Pulker. " Das muss umgehend gehen bis Ende nächster Woche oder spätesten innerhalb von 14 Tagen. Wir müssen auch alle am 15. des Monats zahlen." Die 75-prozentige Entschädigung gibt es etwa in Deutschland nun im November-Lockdown.
Handel erwartet Einbrüche
Der Handelsspartenobmann Rainer Trefelik appellierte im Gespräch mit der APA an die Bundesregierung, dass man Hilfen für den Handel nicht vergessen dürfe, auch wenn dieser nun wohl offenhalten dürfe. "Man darf nicht vergessen, dass ein neuer Lockdown auch für den Handel kein einfacher Weg werden wird."
Man wolle zwar für die Kunden da sein, Umsätze generieren und auch im Sinne einer gesamtstaatlichen Verantwortung Arbeitsplätze und eine gewisse Normalität erhalten. "Aber so wichtig das Signal eines Offenhaltens auch ist, es wird nicht 'normal' sein.
Es wird zu Umsatzeinbrüchen kommen, es wird die Konsumlaune fehlen genau so wie Kaufimpulse." Also würden auch neue Hilfen für den Handel notwendig werden. Eine konkrete Forderung wollte Trefelik vorest aber noch nicht aufstellen.
Unternehmerische Lebenswerke
Seeber und Pulker berichteten auch von vielen Dutzenden verzweifelten Menschen aus ihren Branchen, die teilweise weinend bei ihnen anrufen würden. "Es ist auch zum 'rean'", sagte Seeber. "Es besteht die Gefahr dass die Lebenswerke vieler gestandener Unternehmer zerstört werden."
Auf Fragen zu einer drohenden katastrophalen Wintersaison wollte der Tourismusspartenobmann gar nicht so recht eingehen. Wie beim Weihnachtsgeschäft drohten herbe Verluste. "Ich will nicht von einem Katastrophenwinter sprechen, ich will mir leere Pisten auch gar nicht ausmalen", verwies Seeber auf aufrechte Reisewarnungen.