Wasserzähler-Kartell gegen Mieter: Firma packt aus
Von Martin Meyrath
Die österreichische Niederlassung des deutschen Messtechnik-Unternehmens Techem war an einem Kartell beteiligt. Einer Geldstrafe entgeht das Unternehmen allerdings, wie die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in einer Aussendung bekannt gibt. Denn Techem habe als erstes beteiligtes Unternehmen eines Submetering-Kartells einen Kronzeugenantrag gestellt und umfassend kooperiert.
Unter Submetering versteht man die Erfassung und Abrechnung von Heiz-, Warmwasser- und Kaltwasserkosten in Wohn- und Bürogebäuden. Die Kartell-Absprachen sollen Preise, Gebühren und sonstige Geschäftspraktiken über einen Zeitraum von 15 Jahren seit 2004 betroffen haben. Die Submetering-Unternehmen werden von Hausverwaltungen beauftragt, die Kosten für die Dienstleistung tragen aber die Mieter.
Im Juli 2019 veranlasste die BWB mehrere Hausdurchsuchungen in der Branche. Im Februar 2022 beantragte sie in der Angelegenheit eine Geldstrafe von 2,2 Millionen Euro gegen den Messgeräte-Dienstleister Ista. Die Strafe fiel niedriger aus, weil sich Ista ebenfalls als Zeuge anbot. Auch ein weiterer Strafantrag beim Kartellgericht soll "in absehbarer Zeit" folgen. Grundsätzlich kann das Kartellgericht auf Antrag der BWB Geldstrafen in Höhe von maximal 10 Prozent des Jahresumsatzes verhängen.
Profitable Platzhirsche
Techem hat nach eigener Angabe weltweit 3.750 Mitarbeiter und betreut 11,9 Millionen Wohnungen in 18 Ländern. Ista ist mit 5.800 Mitarbeitern in 22 Ländern für die Messung in 13 Millionen Wohnungen verantwortlich. In Deutschland sollen beide Zusammen zusammen einen Marktanteil von über 50 Prozent halten.
Auch in Österreich gehören die beiden Firmen mit 450.000 (Ista) bzw. 500.000 (Techem) betreuten Wohnungen zu den großen Playern. Messtechnik-Dienstleister sind hoch profitabel und durch die stabilen Einnahmen bei internationalen Finanzinvestoren begehrt. Techem in Österreich ist eine Tochter der deutschen Techem. Das Unternehmen ist seit 2018 im Eigentum einer Investorengruppe unter Führung der schweizerischen Partners Group, zu der unter anderem kanadische Pensionskassen gehören. Zu den Kunden in Österreich zählt unter anderem Österreichs drittgrößte Hausverwaltung Arealis. Arealis ist ein Tochterunternehmen der Erste Bank und der Wiener Städtischen Vienna Insurance Group.
Ista gehört seit 2017 dem Hongkonger Multimilliardär Li Ka-Shing. Ihren neuen Eigentümern waren beide Unternehmen jeweils etwa 4,5 Milliarden Euro wert.