Studie: Wie Regionalflughäfen überleben können
Von Anita Staudacher
Allen Klimaschutz-Debatten zum Trotz sieht eine vom Strategieberater Höffinger Solutions erstellte Studie gute Chancen für kleinere Flughäfen. Diese müssten jedoch ein "maßgeschneidertes Profil" entwickeln und dürfen keine "Klone" von größeren Flughäfen sein. "Im Gegensatz zu anderen öffentlichen Investitionen sind viele Regionalflughäfen profitabel - bei guter Strategie und guter Führung", so das Fazit der Studie.
"Die kleineren Flughäfen stehen in einem verstärkten Wettbewerb von vielen Seiten. Es ist längst nicht mehr so, dass die Charterpassagiere automatisch kommen", erläutert Studienautor Stefan Höffinger dem KURIER. Die aktuelle Klimaschutz- und Flugscham-Debatten würden zusätzlich Reformdruck erzeugen. Höffinger plädiert aber dafür, die "Sache differenziert zu betrachen": Bei einer Reisedistanz zwischen zwei und drei Stunden komme der Flugverkehr unter Druck, weil die Zugschnellverbindungen durchaus wettbewerbsfähig seien. Im Vergleich zum Individualverkehr gebe es aber noch Potenzial.
Als Beispiel nennt er den Flughafen Innsbruck, der als Hub für viele Wintertouristen dient, die per Flugzeug anreisen und dann mit einem Shuttleservice in die Skigebiete weitertransportiert werden. Hier könnte noch mehr auf Elektromobilität gesetzt werden. Auf längeren Distanzen sei das Flugzeug aber nach wie vor "unschlagbar".
Cargo-Hub Linz
Im Vergleich zu Großflughäfen würden kleinere mit Spezialisierung und mehr Flexibilität punkten. Dadurch könnten sie die großen Hubs entlasten und Verkehrsinfarkten vorbeugen. Als Beispiel nennt die Studie das Thema Luftfracht. Hier konnte der Flughafen Linz in den vergangenen Jahren aufholen. Während die Passagierzahlen wegen der schnelleren Zugverbindungen zurückgingen, stieg das Güteraufkommen, weil sich Linz als Cargo-Hub einen Namen machte. Dafür sorgte auch der starke Fokus auf Tiertransporte.
Vorbild Salzburg
Als positive Beispiele für wirtschaftlich erfolgreiche Airports nennt die Studie die Flughäfen Salzburg, Memmingen, St. Gallen / Altenrhein und den Airport Ljubljana, an dem sich der deutsche Flughafenbetreiber Fraport beteiligte. Um den wachsenden Passagierzahlen gerecht zu werden, wird in Ljubljana 2021 ein neues Terminal eröffnet. Allein in Salzburg konnte der Umsatz seit 2008 von 44 auf 70 Mio. Euro gesteigert werden. Die höchste Umsatzrendite und Gewinnausschüttungen gab es zuletzt in Graz und Innsbruck.
Debatte um Innsbruck
Um den Flughafen Innsbruck gab es zuletzt Diskussionen über die weiteren Investments. Geplant ist ein Ausbau um 150 Mio. Euro. Seitens der grünen Stadtregierung wurde aber ein teurer Ausbau infrage gestellt. "Wenn man den Flughafen infrage stellt, dann kann man Fliegen grundsätzlich infrage stellen", meint Höffinger. Tirols Landeshauptmann Günther Platter drückte es so aus: "Wer den Flughafen Innsbruck in Frage stellt, stellt letztlich eine positive wirtschaftliche und touristische Entwicklung Tirols in Frage“.
Hochfliegene Pläne in Klagenfurt
In Klagenfurt wurde der Airport von einem privaten Investor übernommen, der vor kurzem hochfliegende Pläne um eine Airport City präsentierte. So soll der Flughafen bis 2024 praktisch neu gebaut und um ein Hotel, ein Messezentrum und anderes erweitert werden. Man strebe eine Million Passagiere pro Jahr an, hieß es. Derzeit sind es 230.000. Bisher gebe es nur das Papier, von einer Umsetzung sei man weit entfernt, gibt Höffinger zu bedenken. Klimaschützer kritisierten die Ausbaupläne.