Ständig neue Covid-Regeln: "Personalverrechnung vor Kollaps"
Von Anita Staudacher
Die Corona-Hilfsmaßnahmen der Regierung sollen den Betrieben helfen. In der Personal- und Lohnverrechnung sorgen sie jedoch für einen Ausnahmezustand und lassen die Wogen hochgehen. Grund ist die rasch wechselnde und oft unklare Rechtslage, etwa bei der Kurzarbeit und Sonderbetreuungszeit.
Diese kann zu falschen oder fehlerhaften Anträgen oder Gehaltsabrechnungen führen und somit weitreichende und teure Folgen nach sich ziehen. Manche Betriebe zahlen Gehälter bzw. Nachverrechnungen bereits mit großer Verspätung aus.
Neue Regelungen "über Nacht"
Birgit Kronberger und Rainer Kraft, Geschäftsführer vom Vorlagenportal für Arbeitsrecht und Personalvermittlung, warnen vor einem „Kollaps in der österreichischen Personalverrechnung“: „Es kann nicht sein, dass die Personal- und Lohnverrechner permanent Vorschriften administrieren müssen, die nicht klar formuliert sind und dann oft auch noch zu spät, manchmal sogar rückwirkend, veröffentlicht werden“, klagen die beiden Experten. Manche Regelungen kämen „buchstäblich über Nacht“.
Einer Umfrage des Vorlagenportals zufolge, geben 82 Prozent von knapp 2.000 Personalverrechnern an, dass ihr Arbeitsaufwand durch die behördlichen Covid-Regelungen um mehr als 30 Prozent gestiegen sei.
Mysterium Kurzarbeit
Die größte Verunsicherung herrscht bei der Kurzarbeitsabrechnung in der Lohnverrechnung (93 Prozent), der Kurzarbeitsförderabrechnung mit dem AMS (79) sowie bei der Sonderbetreuungszeit wegen der Schulschließungen (40). „Viele Betriebe haben sich auf den Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit verlassen. Jetzt muss alles mit den Betroffenen einvernehmlich geregelt werden, ein unglaublicher Aufwand“, berichtet Arbeitsrechtsexperte Markus Löscher von der Kanzlei Gerlach.
Bei der Kurzarbeit wiederum sind die Bedingungen im zweiten Lockdown vor Kurzem wieder gelockert worden. Wer bereits früher Anträge gestellt hat, fühle sich jetzt „papierlt“, so Löscher. Er sieht auch ein Problem bei der Kommunikation: Was Politiker in der Pressekonferenz ankündigen, finde sich dann nur zu 80 Prozent in der Verordnung und darin seien dann viele Lücken, die erst Gerichte klären müssten.
Flucht aus der Branche
Die Mehrbelastung lässt viele einen Jobwechsel ins Auge fassen. Laut Umfrage des Vorlagenportals spielt jeder zweite Befragte mit dem Gedanken, den Job zu wechseln. Die Branche, die seit Jahren unter Personalmangel leidet, ist alarmiert. Der Lohn- und Gehaltsverrechnung zählt jetzt schon zu den Mangelberufen.
"Die Tätigkeit von Personalverrechnern erfordert nicht nur fundierte Fachkenntnisse in den Bereichen Arbeitsrecht, einschließlich unzähliger Gesetze und Kollektivverträge, Steuerrecht und Sozialversicherung, sondern auch sehr gute Kenntnisse in der EDV und im anwendbaren Lohnprogramm", so Vorlagenportal-Chefin Kronberger.