Salzburg AG will Energiewende durch crowdfunding
Die Salzburg AG will mit der neuen Crowdinvesting-Plattform "investing green" den Ausbau der Erneuerbaren Energien fördern. Private Geldgeber können mit Darlehen in der Höhe von mindestens 100 Euro und maximal 5.000 Euro vor allem kleinere, regionale Projekte ermöglichen - etwa Anlagen im Bereich Photovoltaik, Kleinwasserkraft oder Windenergie. In der Pilotphase konnte mittels Schwarmfinanzierung das Geld für zwei Anlagen aufgetrieben werden, die nun errichtet werden.
Der scheidende Salzburg AG-Vorstand Leonhard Schitter - er wechselt Ende des Jahres zur Energie AG Oberösterreich - sprach heute von einer "Win-Win-Situation" für alle Beteiligten. "Es profitieren die Projektbetreiber, über das verzinste Darlehen die Investoren und nicht zuletzt das Klima." Die Salzburg AG stellt die Plattform zur Verfügung und übernimmt die Projektberatung, die Aufbereitung aller Unterlagen und die Abwicklung der Finanzierungskampagne - auf Wunsch auch die Planung, Errichtung und den Betrieb der Anlage.
Mehr Bürgerbeteiligung
Die anfallenden Kosten werden über eine Bearbeitungsgebühr gedeckt, die die Projektbetreiber bezahlen. Außerdem will die Salzburg AG auch eigene Anlagen auf die Plattform stellen. Durch die Beteiligung sollen die Bürger auch stärker an konkrete Projekte gebunden werden, sagte Schitter - auch in Hinblick auf mehr Akzeptanz für neue Anlagen. "investing green" soll Investoren aus ganz Österreich ansprechen, die regionalen Projekte können auch jenseits der Grenzen des Bundeslandes Salzburg liegen.
In der Pilotphase im ersten Halbjahr 2022 wurden auf "investing green" zwei Anlagen finanziert. Eine Tochtergesellschaft der Stadt Zell am See (Pingzau) hat binnen 14 Tagen 180.000 Euro gesammelt, um PV-Anlagen mit in Summe 250 Kilowatt peak an zwei Strandbädern, einem Badeplatz, einem Campingplatz und am Dach des Kongresshauses zu installieren. Der lokal erzeugte Sonnenstrom wird direkt und weitestgehend vor Ort für die Freizeiteinrichtungen genutzt. Im Mai wurde dann die Finanzierung eines Kleinwasserkraftwerks am Almkanal in der Stadt Salzburg abgeschlossen - hier wurden 150.000 Euro gesammelt. Jetzt öffnet sich die Plattform für neue Projekte.
Die Geldgeber erhalten das eingesetzte Kapital nach der vereinbarten Laufzeit zurück. Die Höhe der Zinsen hängt vom jeweiligen Projekt ab und ist im Internet einsehbar. Bei den Pilotprojekten betrugen sie einmal zwei Prozent auf fünf Jahre Laufzeit und einmal sechs Prozent auf ein Jahr Laufzeit. "Das ist im Vergleich zu anderen Sparvarianten durchaus interessant", sagte Salzburg AG-Produktmanager Christoph Winter. Außerdem verfüge nicht jeder über Dächer oder Flächen, die er für eigene PV-Anlagen nützen könne. Für die Investoren würden weder Nebenkosten noch Nachschuss-Verpflichtungen entstehen. Zudem stehe es Projektbetreibern frei, Zinsen auch in anderer Form zu gewähren - etwa in Form von Stromgutscheinen.