Wirtschaft

RBI zeigt sich auf Verschlechterung des Russland-Ukraine-Konflikts vorbereitet

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat ein gutes Jahr hinter sich. Unterm Strich blieben der Bank 1,37 Milliarden Euro - mehr als vor der Corona-Pandemie. Die Konjunkturerholung in den Kernmärkten habe dieses Ergebnis unterstützt, so die Bank. 2020 lag der Gewinn bei 804 Millionen Euro, 2019 waren es 1,23 Milliarden Euro.

RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl bezeichnete das Jahresergebnis 2021 heute vor Journalistinnen und Journalisten als ein "sehr, sehr gutes". Beim Kreditvolumen habe man um 15 Prozent auf 100,83 Milliarden Euro (noch inklusive der bulgarischen Einheit, die im Vorjahr ja verkauft wurde) zugelegt, die Risikokosten seien stark zurückgegangen. Der Zinsüberschuss stieg um sieben Prozent auf 3,33 Milliarden Euro. Das Management schlägt eine Dividende von 1,15 Euro je Aktie vor. Im Vorjahr waren es in zwei Tranchen insgesamt 1,23 Euro.

Geopolitische Spannungen

Optimistisch ist man auch für die kommenden Quartale. Die Basis, die man in den Quartalen 2, 3 und 4 des Vorjahres gelegt hat, wirke sehr gut weiter, so Strobl. "Was uns belastet, sind die geopolitischen Spannungen", betonte der RBI-Chef. Alles, was man jetzt machen könne sei, sich auf die möglichen Entwicklungen - eine Eskalation des Konflikts und mögliche Sanktionen - vorbereite. Man hoffe aber, dass Lösungen gefunden werden und beide Seiten die Gespräche konstruktiv führen.

Zum Überblick: In Russland hat die RBI einen Marktanteil von unter zwei Prozent mit einem Kreditvolumen von etwas über 11 Milliarden Euro. Die ukrainische Bank sei deutlich kleiner mit einem Kreditvolumen von rund 2,2 Milliarden Euro. "Was man sagen kann ist, dass beide Banken sehr gut aufgestellt sind. Wie immer die Entwicklung sein wird: Die Ausgangssituation für diese beiden Banken ist sehr solide", so Strobl.

Risikopolster

Außerdem bringe man einen guten Risikopolster mit, die RBI hat für etwaiges "sanktions- und geopolitisches Risiko" 115 Millionen Euro bereits im Ergebnis 2021 berücksichtigt, so RBI-Finanzvorstand Hannes Mösenbacher. Das Fremdwährungsrisiko wurde außerdem mit einer höheren Absicherungsquote besichert und das Liquiditätsrisiko sei neu bewertet worden. Beide Banken "verdienen derzeit sehr, sehr gut", erklärte Strobl. Der Gewinn nach Steuern in Russland liegt bei 474 Millionen Euro, in der Ukraine bei 122 Millionen Euro.

Gefragt nach möglichen Auswirkungen des Ausschlusses Russland aus dem internationalen Zahlungsverkehrssystems Swift auf die RBI, der ja immer wieder als mögliche Sanktion diskutiert wird, erklärte Strobl: Es sei ein "sehr effizientes Instrument", um Zahlungsaufträge zu geben. Ein Umstieg auf ein anderes System würde natürlich eine "gewisse Störung in den Abläufen" bedeuten. Es sei aber aktuell "viel zu früh", um über derartige Auswirkungen zu sprechen. Überlegungen in Richtung Verkauf in Russland oder der Ukraine habe man nicht.

Wachstumsmärkte

Fraglich ist ohnehin, ob man diesen Schritt auch wirklich gehen wird. Immerhin droht die Gefahr, dass Russland mit Unterstützung anderer Staaten bereits existierende Alternativsysteme zu Swift weiter ausbaut. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte dazu unlängst, dass der "härteste Knüppel" am Ende "nicht immer das intelligenteste Schwert" sei.

Im Vorjahr hatte die RBI angekündigt, die Gelder aus dem Verkauf der Bank in Bulgarien in andere Wachstumsmärkte zu investieren. Gewachsen sei man sehr stark in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien, außerdem gab es einen Zukauf in Serbien. "Das sind die Märkte, wo das Kapital wieder eingesetzt werden kann."

Keine grüne Atomfinanzierung

Was die Taxonomieentscheidung der EU (Entscheidung darüber, ob u.a. Atomstrom als grüner Strom für Anlegerinnen und Anleger klassifiziert werden darf), betonte Strobl, die RBI halte sich "an den österreichischen Zugang zu Atom". Man werde Atomkraft nicht als grün klassifizieren. "Damit wir in die Atomkraft finanzieren, müsste sehr, sehr viel passieren", so der RBI-Chef. Konkret müssten alle Vorbehalte wie die Sorgen um die Endlagerung entkräftet sein. Wenn Österreich eine entsprechende Klage verlöre, reiche das nicht aus, um die Vorbehalte zu beseitigen, so Strobl auf Nachfrage.

Aus "bestimmten Kohlefinanzierungen" steige man "in einem für Unternehmen akzeptablen Zeitraum" aus. Ähnliche Überlegungen werde man für Öl und Gas "in den nächsten Monaten präzisieren".