Österreicher hatten im Coronajahr 2020 weniger Geld in der Tasche
Den Österreichern ist im vergangenen Jahr weniger Geld zur Verfügung gestanden als noch 2019. Im Coronajahr 2020 reduzierte sich die Kaufkraft im Schnitt um 584 Euro auf 22.753 Euro, nominell ist das ein Rückgang um 2,6 Prozent. Berücksichtigt man die Inflationsrate, ist die reale Kaufkraft sogar um 4 Prozent gesunken, berichtete RegioData Research. Selbst in der Wirtschaftskrise 2008 und nach 9/11 war der reale Rückgang nicht annähernd so hoch.
Die Österreicher sind damit dennoch die zweitreichsten Bürger der Eurozone. Nur in Luxemburg ist die Kaufkraft mit knapp über 32.000 Euro pro Kopf noch höher.
Die Kaufkraft misst das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Pensionsbezüge und steht für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit und zum Sparen zur Verfügung.
RegioData sieht das Vorkrisenniveau nicht so schnell erreicht. Für 2021 wird aus heutiger Sicht eine Zunahme der Kaufkraft von 4,0 Prozent erwartet. Unter der Annahme einer Inflationsrate von 2,5 Prozent würde sich für das laufende Jahr ein realer Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich 1,5 Prozent ergeben, womit bei weitem noch nicht das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht wäre, so die Experten laut einer Aussendung. "Das wäre aus heutiger Sicht erst Ende 2023 der Fall."
Die Coronakrise hat regionale Unterschiede im Vorjahr wieder verschärft. "Vor allem periphere Gebiete mit hoher Tourismusintensität hatten starke Einbußen hinnehmen müssen", heißt es von RegioData. Auf Bundeslandebene haben Tirol (minus 742 Euro pro Kopf) und Salzburg (minus 711 Euro) die stärksten Rückgänge bei der durchschnittlichen Kaufkraft hinnehmen müssen. Hier machte sich auch das komplette Fehlen ausländischer Touristen im Einkommen der Wohnbevölkerung bemerkbar. Auch in der Bundeshauptstadt Wien war der Rückgang mit 707 Euro relativ hoch. Die geringsten Einbußen mit 458 Euro pro Kopf hatte das Burgenland.
Selbstständige und Künstler am stärksten betroffen
Auch die Beiträge der verschiedenen Einkommensarten zur gesamten Kaufkraft der Bevölkerung haben sich im vergangenen Jahr verschoben. Während die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung gestiegen sind, sind die Einkünfte aus selbstständiger Arbeit je nach Berufsgruppe teilweise dramatisch gesunken, so RegioData. So mussten etwa Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes keine finanziellen Einbußen hinnehmen, während es bei Selbstständigen, Freiberuflern oder Künstlern trotz staatlicher Hilfen Einkommensrückgänge von 80 Prozent und mehr gab. Einen deutlich höheren Beitrag lieferten sogenannte Transferzahlungen wie Arbeitslosenunterstützung, Beihilfen und dergleichen.
Etwa 30 Prozent ihrer Kaufkraft geben die Österreicher im Schnitt im Einzelhandel aus. Die Pandemie hat im Vorjahr zu Einbußen von 60 Prozent in der Gastronomie und um 40 Prozent bei Urlaubsreisen geführt. Die Sparquote hat sich hingegen fast verdoppelt und beträgt aktuell 14,5 Prozent der verfügbaren Kaufkraft.