OeNB-Chef: Wesentlich geringere Inflation erst "im Dezember"
11,1 Prozent betrug die Inflation in Österreich im Jänner laut der Schnellschätzung der Statistik Austria – der höchste Wert in der aktuellen Teuerungswelle. Die Inflation in der Euro-Zone schwächte sich unterdessen ab, betrug 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Die EZB hat daher den Leitzinssatz erneut erhöht, um 0,5 Prozentpunkte auf drei Prozent. Und die nächste Erhöhung zur Bekämpfung der Inflation soll bereits im März folgen, so EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Wie lange das so weitergehen werde, fragte ORF-Moderator Martin Thür den Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, am Freitag in der ZiB2.
Holzmann antwortete, dies werde so lange geschehen, bis man einen "echten Erfolg im Rückgang" der Inflation sehen würde. Die Zinsen seien immer noch auf einem vergleichsweise mäßigen Niveau, aktuell bei 2,5 Prozent bei einer Inflationsrate von 11,1, Prozent, so der OeNB-Gouverneur.
Holzmann erwartet einen Rückgang der Inflation im Laufe des Jahres und einer wesentlich geringeren Inflationsrate "gegen Ende des Jahres, im Dezember". Man wisse jedoch nicht, wie sich die von den hohen Erdölpreisen angetriebenen Preise für Dienstleistungen und Industriewaren entwickeln. Solange diese Treiber nicht gestoppt würden, sei es sehr schwer, einen Rückgang der Inflation zu prognostizieren.
Viele Experten rechnen mit einem Höchststand der Zinsrate der EZB nach dem ersten Halbjahr.
Holzmann will keine konkrete Prognose abgeben: "Wir nehmen an, dass wir noch einiges über den jetzigen Zinssatz hinausgehen. Wahrscheinlich kann dieser Wert aber Mitte oder spätestens im dritten Quartal erreicht werden und dann beginnen, abzuschmelzen."
In den USA wird bereits mit einem Spitzenzinssatz von fünf Prozent gerechnet. Für Europa rechnet Holzmann mit einer Spitzenrate zwischen vier und fünf Prozent.
Kreditnehmer in Bedrängnis
Der hohe Zinssatz belastet vor allem all jene, die einen flexiblen Kredit haben. Laut Thür betreffe das 40 Prozent aller Kreditnehmer. Holzmann will keine Ratschläge für Veranlagungen abgeben, rechnet jedoch damit, dass einzelne Haushalte sich diese Kredite bald nicht mehr leisten können.
"Nationalbank spekuliert nicht"
Zum Vorwurf der Spekulationsverluste aus Reihen der SPÖ gegenüber der OeNB – knapp zwei Milliarden Euro Verluste stehen im Raum – sagt Holzmann: "Die Nationalbank spekuliert nicht." Man habe in Anleihen und Aktien angelegt, im vergangenen Jahr seien diese jedoch im Kurs gesunken. "Doch das gilt weltweit, nicht nur für Österreich." 12,5, Prozent der Anlagen seien in Aktien angelegt, rechtfertigt Holzmann, weil sie über einen längeren Zeitraum höhere Erträge lieferten als Anleihen. "Langfristig ist das eine gute Investition", so Holzmann.
Der 73-Jährige ist seit 2019 Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank.