Millionenpleite einer bekannten Dämmstoff-Firma: 504 Jobs betroffen
"Seit 75 Jahren produzieren wir hochwertige Dämmstoffe für Industrie- und Gewerbebauten. Wir verstehen uns heute als Premiumhersteller und Komplettanbieter sowohl in unserem Liefergeschäft für BRUCHAPaneele und EPS-Dämmplatten, als auch im Spezial-Montagebau", heißt es auf der Firmenhomepage. "Wenn es um Paneele geht, sind Sie bei uns in besten Händen. Wählen Sie aus unserem vielfältigen Angebot das passende BRUCHAPaneel für Ihr Projekt."
Über das Vermögen der Firma Brucha Gesellschaft m.b.H. mit Sitz in Michelhausen, Niederösterreich,wurde heute am Landesgericht St. Pölten ein Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gestellt. Das bestätigt Creditreform dem KURIER. Von der Insolvenz sind 504 Dienstnehmer und rund 700 Gläubiger betroffen. Bereits am 21. Dezember 2023 sind 100 Miatrbeiter beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet worden. Betriebsrat ist keiner eingerichtet.
Brucha betreibt drei Geschäftsbereiche: die Produktion und den Verkauf von Dämm-Paneelen, von modularen Kühl- und Gefrierzellen und von PS-Dämmplatten.
Die Insolvenzursachen
"Der Vertrieb findet über die Antragstellerin für Österreich und in Deutschland und durch die Brucha Paneel GmbH und weitere (kleinere) Schwesterunternehmen weltweit (USA, Slowakei, Tschechien, Kroatien und Ungarn) statt", heißt es weiter. "Die Insolvenz der Antragstellerin resultierte aus mehreren Faktoren: fehlerhafte Investitionsentscheidungen, insbesondere aufgrund unrealistischer Markteinschätzungen und mangelnder Rentabilitätsberechnungen; das Festhalten an unrentablen Geschäftsbereichen und Niederlassungen trotz anhaltender Verluste; sowie eine unzureichende finanzielle Planung und Überwachung, die zu einer Verschärfung der Liquiditätsprobleme führte, letztendlich zur Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung."
Schulden und Vermögen
Das freie Aktivvermögen beträgt laut Creditreform im Liquidationsfall rund 34,4 Millionen Euro, die Verbindlichkeiten mit rund rund 75 Millionen Euro beziffert.
"Nach eigenen Angaben des Unternehmens betragen die Passiva im Rahmen des Sanierungsszenarios ca. EUR 74,2 Mio., jedoch ca. EUR 94,5 Mio. im Rahmen eines theoretischen Zerschlagungsszenarios", so der KSV1870. "Das Unternehmen selbst bewertet die frei verfügbaren Aktiva mit EUR 17,4 Mio. im Rahmen eines theoretischen Zerschlagungsszenarios und EUR 18,9 Mio. auf Basis der Buchwerte zum 31.12.2023."
Die Zukunft
"Das schuldnerische Unternehmen soll unter Aufsicht der Insolvenzverwaltung fortgeführt werden. Es sollen Reorganisationsmaßnahmen umgesetzt werden. Insbesondere Personalreduktion und die Schließung einzelner Niederlassungen sind geplant", so der AKV.
"Die Finanzierungsgrundlage für den Sanierungsplan soll aus dem Fortbetrieb des Unternehmens erwirtschaftet werden. Auch der geschäftsführende Gesellschafter Ing. Josef Brucha ist bereit, Liegenschaften, die in seinem persönlichen Eigentum stehen, zu veräußern, um einen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens zu leisten", so der KSV1870
Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote in Höhe von 30 Prozent ihrer Forderungen, zahlbar innerhalb von 2 Jahren nach Annahme des Sanierungsplans.
Das Verfahren wurde bereits eröffnet, zur Sanierungsverwalterin wurde die renommierte Anwältin Ulla Reisch bestellt.
Die Bilanz 2022
Im Geschäftsjahr 2022 hat die Brucha GmbH 220,64 Millionen Euro umgesetzt, das Betriebsergebnis betrug 1,612 Millionen Euro, der Jahresüberschuss betrug 667.400 Euro und der Bilanzgewinn aus 16,503 Millionen Euro. Dier Vebindlichkeiten wurden mit 66,398 Millionen Euro beziffert, davon entfielen 37,1 Millionen auf Banken und 9,384 Millionen Euro auf Anzahlungen und 9,716 Millionen Euro auf Lieferungen und Leistungen.
"Die Liquiditätsplanung bis einschließlich Dezember 2024 geht davon aus, dass die Bankenfinanzierungen aufrecht bleiben bzw. wurden Maßnahmen eingeleitet, die Finanzierung zu verbessern. Zusätzlich wurde seitens Herrn Ing. Josef Brucha eine unwiderrufliche Patronatserklärung abgegeben. Diese sieht vor. dass die Gesellschaft bei einem zusätzlichen Liquiditätserfordernis bis zu EUR 10 Mio. von Herrn Ing. Josef Brucha jederzeit einfordern kann. Die Patronatserklärung ist bis 31.12.2024 befristet", heißt es im Lagebricht zur Bilanz 2022. "Die Geschäftsführung geht davon aus, dass auf Basis der Liquiditätsplanung sowie der bestehenden Patronatserklärung die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft gegeben ist.
Auf Basis der wirtschaftlichen Entwicklung, einer umfassenden Neuaufstellung sowie einer strengen Überwachung des Kostenmanagements geht die Geschäftsführung davon aus, in 2024 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können."