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Wirtschaft

Milliardäre im All: Die Welt ist ihnen nicht genug

In zwei Tagen ist es soweit: Am Dienstag soll sich Amazon-Chef Jeff Bezos, der mit einem Vermögen von knapp 180 Milliarden US-Dollar wahrscheinlich reichste Mann der Welt, seinen Kindheitstraum erfüllen. Gemeinsam mit drei weiteren Passagieren will der 57-Jährige an Bord einer Rakete seines eigenen Raumfahrtunternehmens Blue Origin ins All fliegen. Davon habe er schon als kleiner Junge geträumt, meinte Bezos bereits im Mai.

Wäre alles nach Plan gelaufen, so würde Bezos am Dienstag zum ersten Menschen werden, der an Bord eines Gefährts seines eigenen Unternehmens in den Weltraum vorstößt. Doch der Brite Richard Branson, mit einem geschätzten Vermögen von vier Milliarden Dollar ein vergleichsweise kleines Licht am Milliardärshimmel, machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Am vergangenen Sonntag hob Branson kurzerhand selbst an Bord seines Raumgleiters "VSS Unity" ab und erreichte in knapp 90 Kilometern Höhe für ein paar Minuten Schwerelosigkeit.

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Das Unternehmen Virgin Galactic, das den Flug möglich gemacht hatte, gehört selbstverständlich Branson selbst – und dürfte von der medial prominent begleiteten Aktion enorm profitiert haben. Sogar Tesla- und Space X-Chef Elon Musk war beim Abflug vor Ort und buchte anschließend für 250.000 Dollar selbst ein Ticket für einen Flug bei Bransons Firma.

Ich habe davon geträumt, seit ich ein kleines Kind bin. Aber nichts kann dich auf den Blick auf die Erde vorbereiten.

Richard Branson
nach dem Jungfernflug seiner VSS Unity

Seit dem Coup des Briten werden Bezos und sein Konzern Blue Origin nicht müde, den Flug der "VSS Unity" herunterzuspielen: Auch wenn es keine offizielle Definition des Weltraums gibt, beginne der für "96 Prozent der Erdbevölkerung erst ab der sogenannten Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe", wie in einem Tweet des Unternehmens zu lesen war.

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Soll heißen: Weil Branson diese Marke bei seinem Flug unterboten hatte, sollte der Rekord vom ersten Menschen, der in seinem eigenen Gefährt ins All vorstieß, eigentlich am Dienstag Bezos gehören.

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Wie im Kalten Krieg

Es scheint absurd, dass der Wettlauf ins All noch in den Jahrzehnten des Kalten Krieges ein Wettstreit der globalen Supermächte USA und Sowjetunion war, dem sich seit der Jahrtausendwende nur vorsichtig große Nationen wie China oder Indien angeschlossen haben. Inzwischen aber scheint der Wettlauf ins All zum Ego-Wettstreit von Superreichen geworden zu sein.

Statt jahrelang ausgebildeter Astronauten fliegen nun Milliardäre und deren engste Angehörige mit, am Dienstag zum Beispiel Jeff Bezos’ Bruder Mark. Die restlichen Plätze werden versteigert oder verschenkt.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Blue Origin die wichtigste Arbeit meines Lebens ist.

Jeff Bezos
über sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin

Wie absurd das Spiel der Superreichen geworden ist, zeigt die Passagierliste des geplanten Bezos-Starts am Dienstag. Der erst 18-jährige Niederländer Oliver Daemen darf als einer von vier Passagieren mitfliegen, weil sein Vater, ein Investment-Banker, ihm das Ticket geschenkt hat – und selbst das war nur möglich, weil der anonym gebliebene ursprüngliche Gewinner der Auktion, der dafür 28 Millionen Dollar hingelegt hatte, „aus Termingründen“ absagen musste.

Das große Ziel: Weltraum-Tourismus

Sowohl Bezos als auch Branson beteuern allerdings, dass es ihnen um weit mehr als den eigenen Platz in den Geschichtsbüchern oder die Befriedigung des eigenen Egos geht. Sie wollen mit ihren Unternehmen Pioniere des Weltraumtourismus sein. Schon bald sollen Flüge ins All bei Blue Origin oder Virgin Galactic für jeden möglich gemacht werden, der es sich leisten kann.

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Das größte Problem für die beiden: Ein gewisser Elon Musk ist aktuell noch der unbestritten größte Weltraum-Pionier. Sein eigener Raumfahrtkonzern Space X hat zwar noch keine touristischen Expeditionen ins All unternommen (im Winter soll die erste starten), schickt aber schon seit Jahren Satelliten in die Erdumlaufbahn und Astronauten auf Raumstationen.

Wenn die beiden anderen ihn noch übertrumpfen wollen, braucht es also noch einiges an Investments. Ob Branson sich dieses Kräftemessen leisten können wird, bleibt fraglich. Das Duell zwischen Bezos und Musk dagegen dürfte der neue Wettlauf zweier Supermächte ins All werden – und die Raumfahrt in den nächsten Jahren entscheidend prägen.