Wirtschaft

Maske trübt Stimmung im Handel

WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik blickt mit Sorge auf das Weihnachtsgeschäft. Die August-Umsätze der meisten Branchen seien alles andere als rosig gewesen. Zudem die trübe die wieder verschärfte Maskenregelung die Stimmung der Konsumenten. Die staatlichen Hilfsmodelle - Kurzarbeit, Liquiditätsüberbrückungen etc. - zumindest griffen. Bei den am 21. Oktober beginnenden KV-Verhandlungen werde es zuallererst um die Sicherung von Jobs gehen, nicht um "Verteilungskämpfe".

"Dass der Handel über den Metallern abschließt, habe ich noch nie gesehen", so Trefelik am Donnerstag zur APA. In der Metalltechnischen Industrie haben sich heuer coronakrisenbedingt Arbeitgeber und Gewerkschaft so schnell wie noch nie auf einen Kollektivvertragsabschluss geeinigt. Ab November gibt es für die Metaller ein Lohn- bzw. Gehaltsplus von 1,45 Prozent. Für Trefelik ist das ein "starkes Zeichen der Sozialpartnerschaft". Im Handels-KV werde man die aktuelle wirtschaftliche Situation ebenso "abbilden" müssen; er sei zuversichtlich, dass die Verhandler eine "gute und vielleicht auch kreative" Lösung finden.

Was das nahende Weihnachtsgeschäft betrifft, "weigere ich mich, schon im Oktober eine emotionale Katastrophe auszurufen", so Trefelik, zumal der Handel, speziell vor Weihnachten, vom Optimismus lebe. "Wir müssen positiv bleiben." Wie jedes Jahr rufen die Handelsvertreter die Verbraucher auf, Geschenke in Geschäften in der Region zu kaufen, heuer sei das noch einmal wichtiger. Was Onlineshops betrifft, hätten viele heimische Betriebe diese während der Coronazeit auf- oder ausgebaut. "Aber über die Hälfte des Online-Einkaufs fließt ins Ausland ab", sagte Trefelik. Die heimischen Händler bemühten sich heuer sehr, trotz Umsatzrückgänge ihre Geschäfte mit Weihnachtsbeleuchtung auszustatten.

Mauer Sommer

Apropos Umsatzrückgänge: Selbst im August, in dem es eine gewisse Corona-Verschnaufpause gab, ist es dem Einzelhandel nicht sehr gut gegangen. Laut aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria, die Trefelik zitierte, machten Schuhhändler in dem Sommermonat ein reales Umsatzminus von 15 Prozent, Uhren-/Schmuckhändler verbuchten einen Rückgang von mehr als 14 Prozent, die Bekleidungshändler setzten nominell um 9,8 und real um 7,6 Prozent weniger um und die Buchhändler real um 7 Prozent weniger. Große Ausnahme war wieder der Lebensmitteleinzelhandel mit einem realen Zuwachs von 2 Prozent, nominell waren es sogar 4,2 Prozent.

Trefelik verwies erneut auf die vergleichsweise niedrigen Gewinnspannen sowie das eher geringe Eigenkapital im Handel - schon vor der Krise. Selbst im guten Jahr 2019 hätten Einzelhandelsunternehmen in Österreich lediglich einen Vorsteuergewinn von 2,7 Prozent des Nettoumsatzes erzielt. Die gesamtwirtschaftliche Rendite habe 4,8 Prozent betragen. Im Langzeitvergleich lägen die Gewinne des Einzelhandels um 45 Prozent unter jenen der Gesamtwirtschaft, wenngleich sich der Handel in den vergangenen zehn Jahren gebessert habe. Die Eigenkapitalquote im Einzelhandel habe im Bilanzjahr 2018/19 rund 34 Prozent betragen. "Das ist ein Puffer, aber nicht ein großer", so Trefelik.

Angesichts dieser Zahlen "schaut man noch einmal mit gewisser Sorge auf die aktuellen Entwicklungen", so der Handelsobmann der Wirtschaftskammer. Im Sommer sei es den Händlern in Bundesländern mit vielen Touristen auch gut gegangen, aber das sei nur eine kurze Phase gewesen. Jetzt heiße es "zurück zur Fieberkurve, zurück zur Maskenpflicht, Absage von Veranstaltungen". Das schlage sich alles im Handel nieder.

Das Einkaufserlebnis sei mit Maske "eingeschränkt", da brauche man "nicht herumdeuteln". Der Ausfall von Bällen, Festen usw. treffe vor allem die Modebranche hart.

Bezahlte Maskenpause

Einer bezahlten Maskenpause für die Handelsmitarbeiter, wie es die Gewerkschaft verlangt, erteilte Trefelik erneut eine Absage. Da müsse man auf betrieblicher Ebene eine Lösung finden, die Abläufe so gestalten, dass die Beschäftigten die Maske auch einmal herunternehmen können. "Meine Mitarbeiter stehen nicht den ganzen Tag mit Maske rum." Viele Geschäfte hätten mittlerweile ohnehin Plexiglaswände.

Ob es im Handel viele Coronafälle gibt? Es habe im österreichischen Einzelhandel noch kein einziges Cluster gegeben, aber "das Thema Testungen, von den Schulen kommend", belaste die Betriebe sehr. Wenn zum Beispiel im privaten Umfeld eines Mitarbeiters eine Person positiv auf Corona getestet wurde, "dann wird die Sicherheitsschleuse gezogen, dann wird getestet". Teams würden dann vorsorglich nach Hause bzw. in Quarantäne geschickt. Im Logistikbereich der Lebensmittelhändler zum Beispiel gehe das in die tausende Arbeitsstunden. "Da summieren sich die Tage", insbesondere in Großbetrieben. "Das sind diese versteckten Kosten, die man mitnehmen muss", sagte Trefelik.