Wirtschaft/Karriere

Ohne Ferialjob keine Karriere? Was Ferienjobs wirklich bringen

Die weltbekannte Fernsehköchin Martha Stewart betreute als Jugendliche in ihrer Freizeit Kinder, Tesla-CEO Elon Musk war eine Zeit lang als Heizraumreiniger tätig und Amazon-Gründer Jeff Bezos startete seine Karriere als McDonalds-Mitarbeiter. Man kann nur rätseln, wie diese recht bodenständigen Anfänge ihre Karrieren beeinflusst haben. Aber bekanntlich geben die ersten Joberfahrungen den Ton für die weitere Berufslaufbahn vor.

Deswegen fragte neulich eine Kollegin: „Wie wichtig ist ein Ferialjob im Lebenslauf eigentlich?“ Der KURIER gibt die Frage an drei Experten weiter.

Was bringt ein Ferialjob?

Unwichtig sind erste berufliche Erfahrungen auf jeden Fall nicht, bestätigt Hays-Recruiting-Expertin Petra Wottringer. Besonders bei jungen Jobsuchenden achten Recruiter auf solche Details. Denn wie Karrierecoachin Manuela Baierl es ausdrückt: „Man muss als junger Mensch nicht in seinen Ferien arbeiten.“ Wenn man es aber trotzdem tut, falle das positiv auf.

Auch im Lebenslauf machen sich Ferialjobs gut, wie Personalberater Julian Maly erklärt. Praktika könnten bei mehreren gleich qualifizierten Bewerbungen den Unterschied machen, da sie Initiative, Biss sowie Organisationsgeschick vorankündigen: „Alles Merkmale, die wichtiger eingeschätzt werden als eine möglichst kurze Abschlusszeit der Ausbildung oder gute Noten.“

Somit ist ein Lebenslauf ohne jegliche Joberfahrung seiner Meinung nach sogar „erklärungsbedürftig“.

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Geld oder Erfahrung?

Weltreisen, das erste Auto oder die schönen Schuhe, die man neulich online gefunden hat: „Das sind alles absolut legitime Gründe, um nach einem gut bezahlten Ferialjob zu suchen“, sagt Manuela Baierl. Oft schauen deshalb junge Menschen bei der Suche nach dem Ferialjob stark auf die Bezahlung. Die Frage ist aber, ob nicht das schlechter bezahlte Praktikum in einer Traumfirma, deren Inhalte wertvoller sind, die bessere Wahl für die künftige Karriere ist?

„Dass junge Menschen vor allem auch Geld verdienen müssen, ist den meisten Personalentscheidern selbstverständlich bekannt“, sagt Maly. Und betont, dass die „gesammelten komplementären Fähigkeiten“ deutlich wichtiger sind. „Neben den ersten Einblicken in Prozesse und Fachthemen sind es oft sogenannte ,power skills‘, die berufsfeldübergreifend gut ankommen.“ Damit meint Maly etwa Serviceorientierung, Teamfähigkeit, Strukturierung, eigenverantwortliches Arbeiten und Proaktivität. Diese Skills erlerne man auch mit einfachen (Geld bringenden) Samstagsjobs im Supermarkt, der Mitarbeit im Familienbetrieb oder durch soziales Engagement.

Anders ist es bei jungen Leuten, die schon genauere Berufsvorstellungen haben. Ihnen rät Petra Wottringer, in der entsprechenden Branche nach Praktika (die vielleicht nicht so gut bezahlt sind) zu suchen: „So lernt man die internen Strukturen und Arbeitsprozesse kennen. Und kann Kontakte knüpfen.“ Ähnlich sieht es Julian Maly: „Wenn man es sich aussuchen kann und seine Zielrichtung definiert hat, sind einschlägige Praktika von Vorteil.“

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Besser als nichts

Egal wofür man sich entscheidet, es gilt: „Alles ist besser als Nichtstun“, so Personalberater Julian Maly. „Selbst, wenn der Job sich als langweilig herausstellt, nimmt man Wichtiges für seinen Weg mit“, fügt Manuela Baierl hinzu. Schließlich komme es darauf an, was man aus diesen Erfahrungen macht und wie man sie in der Bewerbung verpackt.

  • Ohne Glamour

Vor der Suche nach dem richtigen Ferialjob sollte man laut Manuela Baierl in sich hinein hören und folgende Frage stellen: „Wo stehe ich jetzt und was ist mein nächster Schritt dorthin?“ Dabei sollte man nie verkrampft oder erzwungen auf die Suche gehen, sondern „offen schauen, wohin der Weg führt.“ Das bedeutet, dass man auch ein Angebot annehmen sollte, das beim ersten Blick nicht so glamourös wirkt. Denn: „Bevor man nichts macht, nimmt man das, was da ist.“ 

  • Ohne Eltern

„Oft wird in Bewerbungsgesprächen hinterfragt, ob die Arbeitserfahrung selbst organisiert oder am ,Goldenen Tablett’ serviert wurde“, sagt Julian Maly. Ein Stichwort, das auch Baierl beschäftigt: „Wenn die Eltern sich viel in den Bewerbungsprozess einmischen,  kann das irritierend wirken“, sagt sie. Es komme besser an, wenn Bewerber selbst aktiv werden. „Ich honorierte es, wenn eine junge Persönlichkeit sich nicht scheut und sich selbst meldet.“

  • Ohne Scheu

„Ferialjobs sind die perfekte Gelegenheit, in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern und zu prüfen, ob die Vorstellungen der Wahrheit entsprechen“, sagt Manuela Baierl. Die ersten Jobs schaffen auch eine wertvolle Informationsbasis für einen selbst. Deswegen sollte man laut der Karrierecoachin ruhig mit einem entsprechenden Selbstbewusstsein reingehen und sich Gehör verschaffen: „Man muss sich nicht hintanstellen, nur weil man jünger ist.“