Metaller: Streik für 24 Stunden bei Voest hat begonnen
"Es ist zäh", tönte es am Montagnachmittag vonseiten der Arbeitgeber aus dem Verhandlungszimmer. Um 20 Uhr schließlich musste auch die siebente Verhandlungsrunde bei den Metallern abgebrochen werden. Zu weit lagen die Positionen auseinander.
Dabei bewegten sich beide Seiten aufeinander zu: Die Arbeitnehmer haben ihre bisherige Forderung von 11,6 Prozent Plus auf 10,6 Prozent heruntergeschraubt, auch die Arbeitgeber haben nachgebessert: ein Plus von sechs Prozent und eine Einmalzahlung von 1.200 Euro.
Allerdings soll das Angebot der Industrie mit Verschlechterungen im Rahmenrecht, also zum Beispiel bei den Überstundenzuschlägen, verbunden sein. Und dies lehnen die Gewerkschaften ab.
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Auffallend sind nicht nur die außergewöhnlich vielen Verhandlungsrunden ohne Einigung, sondern auch die kurzen Abende des Feilschens. Wurde in der Vergangenheit auch schon in den ersten Runden bis weit nach Mitternacht verhandelt, war gestern bereits um 20:00 Uhr wieder Schluss mit den Gesprächen in der Wirtschaftskammer in Wien.
24 Stunden Streik bei der voestalpine ab 14 Uhr
Die Folge: Die Gewerkschaften legen bei ihren bisher kurzen Streiks nach. Als Leitbetrieb unterbrechen heute, Dienstag, die Mitarbeiter der voestalpine ab 14:00 Uhr die Arbeit. Zum "Ö1-Morgenjournal" hieß es, dies werde 24 Stunden dauern.
Wie umfangreich die nun ausgeweiteten Streiks werden, ließen die Gewerkschaften bisher offen, das würden die Streikkomitees in den Unternehmen entscheiden.
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"Unfassbare Grauslichkeit"
Die Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA), bezeichneten das Angebot der Unternehmervertreter gestern Abend als "Frechheit",
"Es sind die längsten Verhandlungen in den letzten 25 Jahren. Seit mehr als acht Wochen verweigern die Arbeitgeber faire Lohn- und Gehaltserhöhungen, die die Kaufkraft der Beschäftigten erhalten. Jetzt wird sogar verlangt, dass sich die Beschäftigten Teile der Erhöhung selbst bezahlen. Das ist eine Frechheit. Auf dieses üble Spiel werden sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sicher nicht einlassen."
"Das ist eine unfassbare Grauslichkeit, was die Arbeitgeber da bieten", legte Binder in der ZiB 2 nach. "Wir werden uns gut überlegen, wie wir die weiteren Maßnahmen nun festsetzen. Wir werden jetzt auf jeden Fall einen Zahn zulegen."
Konkret soll es den Betrieben überlassen bleiben, wie sie ihre Streiks ausdehnen können. So könnten etwa große Betriebe, die in mehreren Schichten produzieren, die Streiks auch auf mehrere Schichten ausweiten. Oder es könnten die Betriebe, die letzte Woche nur einen Tag gestreikt haben, jetzt zwei Tage streiken.
Sackgasse
"Das Verhalten der Gewerkschaften ist absurd, das versteht niemand mehr. Wir wären zu Erhöhungen bereit gewesen, wenn wir im Rahmenrecht eine Verbesserung erzielt hätten", zeigt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, wenig Verständnis für die Gewerkschaft.
Und weiter: "Mit ihrer kompromisslosen Vorgangsweise haben sich die Gewerkschaftsvertreter in eine Sackgasse manövriert und sind dort steckengeblieben. Wir lassen uns von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen nicht beeindrucken. Unser Angebot steht, wir sind weiterhin verhandlungsbereit und haben weitere Termine vorgeschlagen."