Junge und Familien leiden am stärksten unter Einschränkungen im Handel
58 Prozent der Österreicher empfinden das Einkaufen derzeit als unangenehmer als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Rund zwei Drittel begründen dies mit den Schutzmaßnahmen, wie Maskenpflicht und Mindestabstand, 40 Prozent mit einem allgemein höheren Stresslevel in Geschäften. Das sind die Ergebnisse der jüngsten Gallup-Umfrage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Handel.
Vermisstes Erlebnis
Besonders stressig ist das Einkaufen für die Jungen (49 Prozent) und für Personen mit Kindern im Haushalt (46 Prozent gegenüber 37 Prozent ohne Kinder). Der Einkauf im Internet wird weiter zunehmen, befriedigt aber nicht alle Bedürfnisse. Insbesondere die Jugend vermisst das "Shopping-Erlebnis" im realen Geschäft. „Wir sehen drei Entwicklungen seit Mitte April, die sich als stabil erweisen", sagt Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup Instituts.
Erstens: Die Corona-Krise hat den Zug zu heimischen sowie regional produzierten Produkten verstärkt. In den letzten Monaten hat dieser Trend einen weiteren Aufschwung erfahren: 75 Prozent der Konsumenten geben an, in Zukunft vermehrt in der Region erzeugte Produkte kaufen zu wollen, 70 Prozent haben vor, öfter bei österreichischen Unternehmen einzukaufen.
Genügsamkeit
Zweitens stellt Fronaschütz eine Form von Corona-Genügsamkeit fest: Eine geringere Produktauswahl oder bis 18 Uhr reduzierte Öffnungszeiten werden derzeit akzeptiert
"Drittens wird in Folge der Corona-Einschränkungen der Einkauf im Internet immer populärer", so die Gallup-Österreich-Chefin. 26 Prozent der Befragten gaben im Oktober an, in Zukunft mehr im Internet einkaufen zu wollen (14 Prozent im April). Haushalte mit Kindern wollen noch deutlicher auf Online-Käufe ausweichen (34 Prozent).
Fronaschütz dazu: "Trotzdem wird das Shopping-Erlebnis im realen Geschäft während der Corona-Krise vermisst, insbesondere von der Jugend. Die Generation der unter 30-Jährigen würde am wenigsten eine Reduktion der Öffnungszeiten und der Auswahl akzeptieren und freut sich am meisten auf unbeschwertes Bummeln und Einkaufen in Shopping-Centern, wie es vor der Krise zum Alltag gehörte."
Sicherheitsgefühl
Obwohl die Schutzmaßnahmen lästig sind, tragen sie offenbar zum Sicherheitsgefühl bei: Während 45 Prozent der Bevölkerung im Alltag Angst vor Ansteckung haben, sehen nur 17 Prozent der Befragten ein Ansteckungsrisiko beim Einkaufen. Ein Drittel empfindet das Einkaufen derzeit als unverändert und die Hälfte gibt an, nach der Krise wieder genauso einkaufen zu wollen wie davor.
Fronaschütz: „Wir haben uns notgedrungen mit den neuen Umständen arrangiert und holen uns über den täglichen Einkauf so etwas wie ein Stück Normalität. Das bedeutet trotz Digitalisierung Chancen für den stationären Handel.“