Wirtschaft

Italiens Gastronomen stellen Stromrechnungen im Schaufenster aus

Italienische Lokalinhaber stellen in ihren Schaufenstern ihre Stromrechnungen aus, um die Preiserhöhungen zu begründen. Die Kampagne wird vom Handelsverband Confcommercio unterstützt.

In den nächsten Tagen wird den Lokalbetreibern vom Verband ein Bilderrahmen ausgehändigt, der dazu dienen soll, die neuesten Gas- und Stromrechnungen öffentlich sichtbar zu machen. "Eine groß angelegte landesweite Kampagne soll den Bürgern und den Gästen von Bars und Restaurants die dramatische Situation vor Augen führen, in der sich die Unternehmen befinden", klagte Aldo Cursano, Vizepräsident von FIPE-Confcommercio, in einer Presseaussendung am Mittwoch. Die Gasrechnungen hätten sich in mehreren Fällen verdreifacht.

10 statt 5 Euro für Pizza Margherita

"Wenn die Regierung nicht eingreift, werden die Lokalinhaber entweder die Preise weiterhin erhöhen, oder das Geschäft einstellen müssen. Wir zählen auf die Sensibilität der Bürger und Kunden", so der Handelsverband. Die bisher von der Regierung ergriffenen Stützungsmaßnahmen seien völlig unzureichend für die zusätzlichen Kosten, die für die Unternehmen wegen der hohen Energiepreise entstehen. Der Verband warnte vor einer Inflationsspirale, die den ohnehin stagnierenden Konsum in Italien zum Erliegen bringe.

Viele Pizzeria-Inhaber müssen ihre Preise nach oben revidieren, und das oft schweren Herzens. "Ich bin gezwungen, 10 Euro für eine Pizza Margherita zu verlangen, statt 5 wie bisher, sonst muss ich das Lokal schließen", klagte Alberto Rovati, Inhaber der Pizzeria "Funky Gallo" in Roncadello in der Lombardei. Um die höheren Preise für seine Gerichte zu rechtfertigen, hängte auch er die letzte Stromrechnung in das Fenster seiner Pizzeria. Für den Monat Juli musste er eine Rechnung von 4.000 Euro hinblättern, die um 300 Prozent höher war als jene im Juli 2021, als er 1.350 Euro zu zahlen hatte. "Mit dem Ausstellen der Rechnung will ich nicht meine Kunden abschrecken, sondern ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen kann. Solange ich es schaffe, arbeite ich weiter, danach werden wir sehen", so Rovati.

Was dem Pizzeria-Inhaber im Kleinen trifft, belastet Unternehmen in größerem Ausmaß, vor allem in Konzernen mit hohem Energiebedarf. Eine Stromrechnung von einer Million Euro, fast zehnmal mehr als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, erhielt der Besitzer einer Konservenfabrik nahe der süditalienischen Hafenstadt Salerno. In sozialen Netzwerken veröffentlichte der Unternehmer Francesco Francese die beiden Stromrechnungen von Juli 2022 und dem Vergleichsmonat 2021.

Die Rechnung vor einem Jahr hatte einen laut dem Unternehmer hohen, aber "akzeptablen" Betrag von 120.000 Euro, da Juli und August die heiße Phase der Tomatenverarbeitung ist. Die Stromrechnung allein von Juli 2022 von 978.000 Euro überraschte und empörte dagegen den Fabrikanten, der neben den Fotos der Rechnungen auch einen bitteren Kommentar veröffentlichte. "Während sich unsere Politiker um einen Parlamentssitz streiten, werden die Unternehmer inmitten des Energiedschungels allein gelassen", schrieb Francese in Anspielung auf die Parlamentswahlen am 25. September.

Die italienischen Familien und Unternehmen sind seit Monaten durch die hohen Energiepreisen stark belastet. Die Regierung des scheidenden Premiers Mario Draghi hat zwar vor einigen Wochen ein Hilfspaket mit Stützungsmaßnahmen in der Größenordnung von 14 Mrd. Euro locker gemacht, um die negativen Auswirkungen der hohen Energiepreise abzufedern. Diese werden jedoch von den Unternehmern als unzulänglich bewertet.