Kolumne 'Mein Wohnen': Ein Sessel sucht seinen Platz
Von Angelika Groß
Eigentlich wollten wir den Ohrensessel aus Samt schon in der alten Wohnung ausmustern. Irgendwie stand er immer im Weg, und meistens diente er sowieso nur als Kleiderständer. Obwohl weder ich noch mein Partner sonderlich sentimental sind, konnten wir uns aber einfach nicht von ihm trennen.
So kam es, dass wir den sperrigen Sessel schließlich beim Übersiedeln mit in die neue Wohnung nahmen. Nach und nach fand jedes Möbelstück seinen Platz und jedes Deko-Element seine Ecke. Nur der Sessel stand verloren im Raum. Wir wollten beide nicht aussprechen, was wir uns insgeheim dachten: Der Sessel muss weg. Wir setzten uns also ein Limit von zwei Wochen, um einen passenden Platz für ihn zu finden. Als wäre es eine Challenge, stellten wir von da an sämtliche Möbel immer wieder um. Am Wochenende vor Ablauf der Frist gönnten wir uns eine Pause. Ich griff zu einem Magazin aus unserer Bibliothek und suchte nach Inspiration. Beim Blättern in der Zeitschrift setzte ich mich auf den Boden, und da kam der Einfall: Ich holte den Ohrensessel aus dem Vorzimmer, wo er schon abholbereit stand, und platzierte ihn entschlossen vor der Bibliothek. Ich spürte sofort: Da bleibt er jetzt! Der Ohrensessel hat seinen Platz gefunden – und wir unsere Ruhe. Bis zum nächsten Umzug. angelika.gross@kurier.at