Wirtschaft

Heute ist es soweit: Birkenstock geht in New York an die Börse

Der traditionsreiche deutsche Sandalen-Hersteller Birkenstock hält sich beim Preis seiner Aktie zum Börsengang in New York zurück. Birkenstock setzte den Aktienpreis auf 46 Dollar fest - im Mittelfeld der Spanne von 44 bis 49 Dollar. Die Aktienplatzierung bringt damit knapp 1,5 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro) ein. Etwa zwei Drittel davon gehen an den Haupteigentümer L Catterton, mit dem Luxuskonzern LVMH und dessen milliardenschwerem Chef Bernard Arnault verbandelt ist.

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Birkenstock mit Hauptsitz in Linz am Rhein in Rheinland-Pfalz ist damit zum Börsendebüt rund 8,6 Mrd. Dollar wert. L Catterton wird nach dem Börsengang die Kontrolle über Birkenstock behalten. Die Aktie wird an der New Yorker Börse NYSE am Mittwoch unter dem Kürzel "BIRK" in den Handel kommen. Birkenstock will seinen Anteil am Erlös vom Börsengang zum Schuldenabbau nutzen.

Birkenstock springt mit den Plänen auf eine Welle der Aktivität am US-Aktienmarkt nach mehr als ein Jahr langem Stillstand auf. In den vergangenen Wochen gingen unter anderem der Chipdesigner Arm und der Lieferdienst Instacart an die Börse. Sie setzten den Ausgabepreis jeweils am oberen Ende der Preisspanne an. Die Papiere konnten die anfänglichen Kursgewinne jedoch nicht halten. Die Arm-Aktie notierte zuletzt deutlich unter den zwischenzeitlichen Höchstständen, der Instacart-Kurs fiel unter den Ausgabepreis.

Die Ursprünge von Birkenstock reichen nach Unternehmensangaben bis ins Jahr 1774 zurück. Vor fast 250 Jahren habe der Schuhmacher Johannes Birkenstock das Fundament für "eine Schumacherdynastie" gelegt. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als "Erfinder des Fußbetts". Vom einstigen Ökolatschen-Image lösten sich die Sandalen längst, in den vergangenen Jahren entwickelten sie sich immer mehr zum Mode-Accessoire, auch durch Kooperationen mit Edel-Marken wie Dior und Manolo Blahnik.

Im Ende März abgeschlossenen ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres steigerte Birkenstock den Umsatz um 18,7 Prozent auf rund 644,2 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 40,2 Mio. Euro in den Büchern, nach rund 73,5 Mio. Euro ein Jahr zuvor. Der Rückgang ging vor allem auf ungünstige Wechselkurse zurück. Das vergangene Geschäftsjahr beendete Birkenstock mit 1,24 Mrd. Euro Umsatz und 187 Mio. Euro Gewinn.

Warum geht Birkenstock in den USA an die Börse?

Der Traditionshersteller Birkenstock mit Hauptsitz in Linz am Rhein hat für seine Notierung die New Yorker Börse NYSE gewählt. Experten werteten die Entscheidung als Niederlage für den Finanzplatz Frankfurt. Ausschlaggebend soll die größere Liquidität jenseits des Atlantiks sein - das bedeutet: Die Chance ist höher, die Aktien zu einem möglichst hohen Preis loszuwerden. Zudem sind Nord- und Südamerika für Birkenstock die wichtigsten Regionen, gefolgt von Europa.

Wie stand es zuletzt um Börsengänge in Deutschland?

In den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Zahl der Börsengänge in Deutschland rückläufig. Zur Jahrtausendwende hatte die Dotcom-Blase für einen regelrechten Boom an IPO (initial public offering; Erstnotiz) gesorgt, mit jährlich dreistelligen Börsendebüts im gesamten regulierten Markt. Im anforderungsreichsten Prime Standard zählt die Deutsche Börse seit 1997 in ihrer Statistik 165 Neuemissionen. Allein 22 davon erfolgten im Jahr 1999, weitere 24 im Jahr darauf. Seitdem war das erfolgreichste Jahr bis jetzt 2006 mit immerhin 16 neuen Unternehmen. Aber: Auch die Kapitalmärkte in den USA und Großbritannien haben deutliche Rückgänge verzeichnet. Als Gründe nennen Experten Fusionen, hohe administrative und regulatorische Hürden sowie alternative Wege zur Kapitalbeschaffung.

Welche Börsengänge gab es bisher 2023 in Deutschland?

Im Juli wagte Nucera, die Wasserstofftochter von Thyssenkrupp, den Schritt aufs Parkett. Ende September folgte dann mit Schott Pharma der bislang größte deutsche Börsengang in diesem Jahr. Anfang Oktober wollte zudem der Rüstungszulieferer Renk den Schritt wagen. Doch der Plan wurde in letzter Minute abgeblasen. Als Grund wurde das eingetrübte Marktumfeld genannt. Informierten Personen zufolge verlief bereits der Versuch schleppend, die Aktien zu verkaufen. In den Tagen vor dem Stichtag hatte sich dann die Stimmung an den Börsen zunehmend verschlechtert. Renk und seine Eigentümerin, die Beteiligungsgesellschaft Triton, prüfen nach eigenen Angaben die Option eines Börsengangs zu einem späteren Zeitpunkt.

Wie sehen Experten die künftige Entwicklung?

Marktexperten sehen mit den 2023 bereits erfolgten IPO einen Wendepunkt erreicht. Die Unternehmensberatung PWC erwartet, dass weitere Unternehmen folgen werden. Aus gelungenen Börsengängen könnte sich eine Aufwärtsspirale ergeben, meint auch Ben Laidler, Marktanalyst bei eToro, einer Netzwerkplattform für Investmentthemen. "Das erhöhte Interesse an IPOs könnte dazu führen, dass mehr Unternehmen Kapital aufnehmen möchten, was den IPO-Markt insgesamt belebt." Erfolgreiche Börsengänge könnten demnach das Image Deutschlands als attraktiver Markt für Investitionen stärken. Als nächstmögliche IPO-Kandidaten werden der Tankkarten-Anbieter DKV und für Anfang 2024 der Parfüm- und Kosmetik-Einzelhändler Douglas sowie der Mobilitätsanbieter Flix gehandelt.