Wirtschaft

Kika/Leiner gerettet - Benko ist neuer Hausherr

Die mehr als 5000 Mitarbeiter der Kika/Leiner-Gruppe haben in vergangenen Tagen gute Nerven gebraucht. Noch am Dienstag schien alles auf die Pleite hinauszulaufen: Ein Termin des Insolvenzschutzverbandes für Arbeitnehmer (Arbeiterkammer) mit den künftigen Insolvenzverwaltern war bereits fixiert. Als dieser kurzfristig per SMS storniert wurde, keimte Hoffnung auf. Vor allem auch deswegen, weil mit gefinkelter Öffentlichkeitsarbeit lanciert wurde, der Tiroler Immobilieninvestor René  Benko wolle für 450 Millionen Euro die Kika/Leiner-Immobilien bzw. deren Besitzgesellschaft kaufen und für einen Euro auch das operative Möbelgeschäft übernehmen. Er wurde zum Teil bereits als möglicher Retter gefeiert. Als Deadline für diese brisante Übernahme wurde Donnerstag, 14 Uhr, kolportiert; eigentlich 13 Uhr Ortszeit, denn verhandelt wurde in London

Doch dann schien es, als hätte Benko bei Kika/Leiner diesmal kein „glückliches Händchen“. Die 16 Großgläubiger (Hedgefonds) legten sich quer und lehnten sein Übernahmeangebot (450 Millionen Euro) für die Kika/Leiner-Immobilien ab.

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Signa hat daraufhin auf fast 500 Millionen Euro nachgebessert. Kurz nach 20.00 Uhr kam dann für die Kika-Leiner-Mannschaft die erlösende Nachricht: Die Signa Retail, die Handelssparte des Signa-Imperiums, hat für fast 500 Millionen Euro nicht nur den Zuschlag für die Immobilien des Möbelhändlers in Österreich und Osteuropa erhalten, sondern wird auch den operativen Betrieb des Traditionshauses fortführen.

Dazu stellt Signa rund 100 Millionen Euro dem Unternehmen umgehend zur Verfügung. Rund acht Millionen Euro davon benötigt Kika/Leiner bereits heute, Freitag, um die Lohnabgaben und Kommunalsteuern bezahlen zu können, die am 15. Juni fällig sind. Das Geld hätte die Möbelkette selbst nicht auftreiben können.

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Fortbetrieb gesichert

„Damit ist die Zukunft und der Fortbetrieb gesichert und Signa Retail steigt somit groß in den österreichischen stationären Handel ein“, heißt es aus dem Umfeld des Konzerns. „Es wurde mit diesem erfolgreichen Deal eine österreichische Lösung erzielt.“

Beim Management und bei der Mannschaft von Kika/Leiner herrscht nun freudige Aufregung.

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Sanierung geplant

Doch aus dem Signa-Umfeld heißt es, man habe mit der maroden deutschen Warenhauskette Karstadt bewiesen, dass Signa und ihre Retail-Manager sehr wohl Sanierungskompetenz haben. Karstadt habe mittlerweile die gröbsten Probleme erfolgreich gemeistert und es gehe solide bergauf.

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„Die kapitalstarke Signa hat mit der erfolgreichen Sanierung von Karstadt die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen bewiesen und wird den Restrukturierungsprozess, den wir Anfang des Jahres begonnen haben, als Garant weiter unterstützen“, sagt Gunnar George, Geschäftsführer von kika/Leiner. Der Investor Benko als Möbelhaus-Sanierer, der Kika/Leiner neu aufstellt? Dem können nicht alle in der Branche etwas abgewinnen.

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Die Konkurrenten

Wie die Branche die Übernahme aufnehmen wird, ist noch nicht klar. Zuletzt galten der Welser Konkurrent sowie die ausländischen Mitbewerber Höffner und Tessner als mögliche Favoriten.

Vor allem das Übernahmeszenario mit XXXLutz sorgte unter heimischen Möbellieferanten für einen Aufschrei. Sie fürchteten die entstehende Marktmacht und wollten die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen, die einen solchen Deal ja absegnen hätten müssen. Die Probleme von Kika/Leiner hatten sich auch bis zu den Konsumenten durchgesprochen. Viele wollen keine Anzahlung mehr leisten, was die Liquiditätsprobleme weiter verschärft hatte.

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