Wirtschaft

Güssinger benötigt zumindest zwei Millionen Euro für Sanierung

Die Sanierung der insolventen burgenländischen Mineralwasser-Firma Güssinger Beverages & Mineralwater GmbH wird kein leichtes Unterfangen. Der Betrieb ist eingestellt, die Abfüllanlagen sind marode und zum Teil kaputt. Der Schuldenberg beträgt rund 2,078 Millionen Euro. Der Wert des Anlagevermögens hat bloß einen Zerschlagungswert in Höhe von 45.000 Euro.

Doch dem Vernehmen nach will die Eigentümerin Finstil Holding um den Austro-Russen Andrei Kotchetkov dem Betrieb neues Leben einhauchen und angeblich einen neuen Maschinenpark errichten.

„Es muss alles erneuert werden und dafür sind zumindest zwei Millionen Euro nötig, das ist aber eher die untere Kante“, sagt ein Güssinger-Insider zum KURIER. Ob sich das Investment am Ende rechnen wird, ist laut Beobachtern derzeit unklar.

Vorerst Schließung geplant

„Es ist geplant, das Unternehmen für mehrere Monate zu schließen und in dieser Zeit den Maschinenpark zu sanieren“, heißt es im Insolvenzantrag. „Die erforderlichen Mittel werden vom wirtschaftlichen Eigentümer zur Verfügung gestellt werden. Der Geldfluss ist im Jänner 2020 zu erwarten.“ Nachsatz: „Es ist nicht vor März/April 2020 damit zu rechnen, dass der Vollbetrieb wieder aufgenommen werden kann.“ Doch dem nicht genug. Für die Gläubigerquote (20 Prozent) sind weitere 415.000 Euro nötig. Mit den Verfahrenskosten macht das eine halbe Million Euro.

Die Betriebsgebäude befinden sich auf einem Grundstück der Großmutter-Firma E & A Beteiligungs GmbH. Die Liegenschaft ist laut Grundbuch mit Pfandrechten zugepflastert: Die russische Sberbank Europe hat ein Höchstpfandrecht in Höhe von bis zu 11,6 Millionen Euro eingetragen, der Güssinger-Großgläubiger ARA Recycling Austria hat ein Schuldanerkenntnis (510.000 Euro) im Grundbuch eintragen lassen.

Der Hintergrund

In Güssing wird seit 200 Jahren Mineralwasser abgefüllt. Im vergangenen Jahrhundert haben die Eigentümer oft gewechselt. Zu den früheren Eigentümern zählten die Brauerei Schwechat, die Bau Union und die deutsch-italienische Aqua Montana. Nach der Pleite 2004 übernahm ein saudi-arabischer Mischkonzern Güssinger und verkaufte die Firma acht Jahre später an die E & A Beteiligungs GmbH von Andrei Kotchetkov. Schon damals, 2012, wurden Güssinger wirtschaftliche Höhenflüge prophezeit, die nicht eintraten. Der heftige Streit zwischen einem bulgarischen E-&-A-Großgläubiger und Güssinger setzte der Mineralwasserfirma schlussendlich ordentlich zu. Die Bulgaren haben die Pfandrechte der Sberbank übernommen. Wegen des Streits sprang der Hauptkunde Hofer, der für 80 Prozent des Güssinger-Umsatzes verantwortlich war, ab.