Flüchtlinge aus der Ukraine brauchen "blaue Karte" für Arbeitsmarkt
Um in Österreich künftig arbeiten zu gehen, benötigen ukrainische Flüchtlinge eine blaue Aufenthaltskarte für Vertriebene und eine Beschäftigungsbewilligung. Derzeit sind vor allem Frauen und Kinder auf der Flucht. Zuständig für die Aufenthaltskarte ist das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl. Die blaue Karte soll dann direkt aus der Staatsdruckerei per Post zugestellt werden.
"Alle beteiligten Stellen arbeiten bereits intensiv daran, dass dieser Prozess möglichst rasch abläuft", hieß es vom Arbeitsmarktservice (AMS) auf APA-Anfrage. Sobald die blaue Karte vorliege, könne eine Vormerkung beim AMS zur Unterstützung erfolgen. "Für die Aufnahme einer Beschäftigung braucht es dann noch eine Beschäftigungsbewilligung. Auch dies wird aber aufgrund der besonderen Situation sehr rasch gehen", erklärte das AMS.
Voller Zugang
Ukrainische Flüchtlinge erhalten wegen des Kriegs temporär vollen Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Das hat Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) vergangenen Freitag klargestellt. Allerdings muss der Arbeitgeber beim AMS eine Beschäftigungsbewilligung einholen.
Wie viele Menschen im heurigen Jahr aus der Ukraine nach Österreich flüchten werden und auch auf den Arbeitsmarkt wollen, kann laut Arbeitsmarktservice "aktuell noch nicht seriös geschätzt werden".
Laut EU-Massenzustromrichtlinie haben die geflüchteten Kinder aus der Ukraine auch Zugang zum Bildungssystem. Man gehe auch hier davon aus, dass sich "alle staatlichen und privaten Stellen rasch und unbürokratisch bemühen werden, damit die Erziehungsberechtigten einer beruflichen Tätigkeit nachgehen können", so das AMS.
Die Caritas kümmert sich derzeit um viele Flüchtlinge. "Vorwiegend Frauen und Kinder kommen momentan aus der Ukraine bei uns an, oft traumatisiert von der Flucht. Neben Zugang zu Arbeit, Schule, Kinderbetreuung und rechtlicher Beratung brauchen sie auch psychologische Betreuung und Zeit, um hier anzukommen", schreibt die Caritas auf Twitter.
Das AMS bittet Menschen aus der Ukraine bei Beratungsgesprächen darum, eine Person zur Übersetzung und die blaue Aufenthaltskarte mitzunehmen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS, die Ukrainisch oder Russisch sprechen, werden auch für Übersetzungstätigkeiten bzw. in der Folge für die Erstbetreuung in Wien eingesetzt. Das AMS hat auch eigene Informationen für ukrainische Flüchtlinge auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch online gestellt.
Jobplattform
Das Wiener Digitalportal "Trending Topics" startet aufgrund der aktuellen Ereignisse eine eigene Jobplattform für Menschen aus der Ukraine. Offene Stellen für Ukrainer könnten von Unternehmen aus allen Branchen kostenfrei angeboten werden und würden sich nicht nur auf die Innovationsbranche beschränken, hieß es in einer Aussendung.
Die heimische IT-Branche will gerne ukrainischen IT-Expertinnen und Experten einstellen. In Österreich können laut Branchenschätzungen derzeit 24.000 offene IT-Stellen nicht besetzt werden. "Hier rasch Möglichkeiten für Menschen aus der Ukraine zu schaffen und konkret bei der Vermittlung zu unterstützen, ist das Gebot der Stunde", so der Obmann des WKÖ-Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT), Alfred Harl, in einer Aussendung. Den arbeitsuchenden Menschen müsse von Anfang an direkt Hilfe zur Verfügung gestellt werden, etwa bei der Suche nach Wohnungen, Kindergarten- und Schulplätzen oder bei der Jobsuche. "Seitens der IT-Branche wollen wir alles tun, um hier so gut wie möglich mitzuhelfen", sagte Harl.