Corona treibt Telemedizin-Markt: Wiener Start-up mischt mit
Von Anita Staudacher
Mit Fieber und Schüttelfrost lieber im Bett bleiben und stattdessen den Hausarzt via Videochat am Smartphone oder PC konsultieren? Was in Österreich noch eher befremdlich klingt, ist in anderen Ländern längst fixer Bestandteil des Gesundheitssystems. In der Schweiz nimmt jeder zweite Patient ärztliche Teleleistungen in Anspruch, zunehmend über eigene Ärzte-Apps. Weltweit ist der Markt für Telemedizin, zu dem Ärzte-Apps zählen, bereits 40 Mrd. Euro schwer.
Viele geschlossene Ordinationen während des Lockdowns weckte den Bedarf nach Videosprechstunden auch in Österreich. Zahlreiche ausländische Anbieter, darunter die Schweizer e-Doctor, Teledoc und der schwedische Konzern KRY drängen gemeinsam mit Versicherungen in den Markt.
Seit kurzem mischt mit „drd doctors online“ auch ein heimisches Start-up mit und bietet via Smartphone-App oder Desktop hausärztliche Beratung an. drd kooperiert mit Generali und dem Mobilfunker Drei. „Unsere App haben seit Juni bereits 10.000 Nutzer heruntergeladen“, berichtet drd-Gründer und Geschäftsführer Clemens Billek dem KURIER. Für 2021 peilt er einen fünfstellige Kundenanzahl an.
Den Nutzern, die sich zuvor mit Pass registrieren müssen, steht derzeit ein Dutzend praktischer (Wahl)ärzte aus Österreich für Erst-Beratungen, Rezepterstellung oder Überweisungen an Fachärzten zur Verfügung. Billek verspricht nur wenige Minuten Wartezeit, der Arzt könne aber nicht frei gewählt werden. Ein einmaliger Video-Arztbesuch kostet 50 Euro, es gibt auch ein Monatsabo um 10 Euro. Die ärztlichen Leistungen können bei der Generali oder Krankenversicherungen als Wahlarzt-Rechnung eingereicht werden.
Bei Erfolg will Billek die App auf den Fachärztebereich ausweiten. Ferner ist ein Rollout für Firmenkunden sowie eine Expansion in Nachbarländern, etwa Deutschland oder Schweiz, geplant.