Auch in Tirol und Vorarlberg steigen die Strompreise
Stammkunden des Tiroler Energieversorgers Tiwag müssen ab Juni - wie angekündigt - mehr für den Strom aufwenden. Ob es bei der niederösterreichischen EVN für Bestandskunden mit bestimmten Optima-Tarifen ab April zu Änderungen kommt, ist noch offen. Das Land Vorarlberg führt mit 1. April einen zusätzlichen Stromrabatt ein, mit dem die Preiserhöhungen des landeseigenen illwerke-vkw-Konzerns aufgefangen bzw. abgefedert werden.
In Tirol wird die gesamte Stromrechnung für einen Standardhaushaltskunden der Tiwag mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh - unter Berücksichtigung der Stromkostenbremse - ab Juni um etwa 38 Prozent steigen, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" unter Berufung auf Tiwag-Vorstandschef Erich Entstrasser. Für einen Standardhaushalt bedeute dies eine Erhöhung um monatlich rund 25 Euro. Für Neukunden gelten bereits seit Herbst andere Tarife.
Die erhöhte Stromrechnung resultiert aus der Verteuerung des reinen Strom-Arbeitspreises für die Stammkunden - nämlich um etwa das Dreieinhalbfache. Dieser wird netto auf etwa 28 Cent je Kilowattstunde steigen. Derzeit zahlen Tiwag-Stammkunden noch einen vergleichsweise günstigen Strom-Arbeitspreis von netto knapp 8 Cent je kWh, inklusive Mehrwertsteuer sind es 9,7 Cent je kWh.
Heftige Reaktionen
Der landeseigene Energieversorger passt seine Preise jedes Jahr im Juni an. So auch im vergangenen Jahr. Deshalb hatten sich die Preissteigerungen an der Strombörse bei den Stammkunden noch nicht ausgewirkt. Die Strompreisbremse des Bundes friert bis zu einem Jahresverbrauch von 2.900 kWh den Energiepreis bis Mitte 2024 auf netto 10 Cent ein. Die bekannt gewordene Strompreiserhöhung hatte indes am Dienstag teils heftige Reaktionen der politischen Opposition zur Folge. FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger nahm Landeshauptmann und Eigentümervertreter Anton Mattle (ÖVP) ins Visier und sah eine "Totalkapitulation". Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint sprach von einem "absoluten No-go".
Bei der EVN noch alles offen
Bei der EVN in Niederösterreich ist nur noch ein gutes Drittel der Kunden in "alten" Optima Tarifen (Klassik und Klassik natur). Der Arbeitspreis für den Optima Klassik liegt bei 26,9 Cent netto oder 32 Cent brutto. Ob es am 1. April 2023 für diese Kundengruppe eine Preisanpassung geben wird und wenn, in welche Richtung sei noch offen, hieß es heute auf APA-Anfrage aus der EVN. Die günstigsten Neukundentarife in Niederösterreich liegen laut E-Control-Tarifkalkulator aktuell bei rund 30 Cent/kWh netto.
Bei der Wien Energie sind nach Unternehmensangaben fast alle Wien Privatkundinnen und -kunden in einem Tarif mit einjähriger Preisgarantie: Weniger als 1 Prozent habe der Umstellung auf den Tarif mit Preisgarantie im Herbst widersprochen. Diese "alten" Verträge sehen eine Preisanpassung immer zweimal im Jahr per 1.4. und 1.10. vor, die von der Entwicklung der Österreichischen Energiepreisindizes abhängen. Die relevanten Werte für die April-Anpassung seien aktuell noch nicht bekannt. Die Burgenland Energie erhöht die Preise per 1. April nicht. Man sei im September mit der Erhöhung nicht mitgegangen und habe mit Jahresbeginn erhöht. Vorerst wird es keine weitere Erhöhung geben, so Sprecher Jürgen Schwarz zur APA.
Strompreisbreme im Ländle
Das Land Vorarlberg führt ab 1. April zusätzlich zur Strompreisbremse des Bundes einen Stromrabatt ein. Damit werden die Preiserhöhungen des landeseigenen illwerke-vkw-Konzerns ab 1. April zur Gänze aufgefangen bzw. abgedämpft, wie die Landesregierung am Dienstag erklärte. Der illwerke-vkw-Konzern hat die Strompreise zuletzt am 1. Mai 2022 angepasst und gleichzeitig eine Preisgarantie bis 31. März 2023 abgegeben. Der Energiepreis liegt für Haushaltskunden aktuell bei 10 Cent/Kilowattstunde (netto), was so niedrig ist, dass die Strompreisbremse des Bundes gar nicht wirksam wird. Per 1. April wird der Energiepreis auf 24 Cent/Kilowattstunde angehoben, wie die beiden illwerke-vkw-Vorstände Christof Germann und Helmut Mennel am Dienstag erläuterten. Der Stromrabatt ist so gestaltet, dass es - anders als bei der Strompreisbremse des Bundes - keine Deckelung hinsichtlich des Verbrauchs gibt. Ab 1. April erhalten alle Stromkunden in Vorarlberg, nicht nur jene von illwerke vkw, einen Rabatt in Höhe von 3 Cent/kWh, der automatisch gewährt wird. Für die Hälfte der Vorarlberger Haushalte bleibe damit der Strompreis gleich, für Haushalte mit vier Personen (Verbrauch 5.000 Kilowattstunden) ergebe sich eine Verteuerung um 15 Euro pro Monat, hieß es.